Eine miese Wettervorhersage – nach Sonnenschein in den letzten Tagen soll es heute lt. Wettervorhersage den ganzen Tag über regnen, ein gut gefüllter Bus, alle Seniorinnen und Senioren bei guter Laune mit Regenschirm gegen das erwartete schlechte Wetter bewaffnet, ging es am ZOB los. Aber es kam anders – die gute Laune blieb und das schlechte Wetter war gar nicht so schlecht wie angekündigt. Leichter Regen und Sonne wechselten sich ab.

Ziel des Tagesausfluges war Volkach. Bei der Ankunft in Volkach regnete es leicht. Bis zu unserem ersten Zielpunkt war es noch ein wenig Zeit. Unser hervorragender Busfahrer Reinhold Rosenberger von der Fa. Happ , der Volkach sehr gut kannte, überbrückte diese Zeit, fuhr mit uns um die Maininsel und gab hierzu Erläuterungen. Am „terroir f“ Aussichtspunkt genossen wir den Blick über die Stadt sowie die Winzerorte Eschendorf, Astheim und Nordheim.

Gegen 11.00 Uhr erreichten wir den Schiffsanleger der MS Undine und wir erlebten eine sehr interessante und informative Schifffahrt durch die Volkacher Mainschleife mit einem fränkischen Mittagessen an Bord. Der Kapitän informierte bei dieser rd. 90 minütigen Rundfahrt über die Landschaft, Weinanbaugebiete und erzählte Interessantes vom Fluss und seiner Geschichte. Mittlerweile hatten wir trockenes Wetter und stellenweise Sonnenschein.

Um 13.15 Uhr holte uns die Gästeführerin Anita Krämer-Gerhard von der Volkacher Tourist – Information ab und wir fuhren Richtung Katholische Wallfahrtskirche Maria im Weingarten. Zu Fuß ging es vom Parkplatz auf dem malerischen Wallfahrtsweg durch Weingärten und Rebhänge hinauf zur spätgotischen Kirche auf den Volkacher Kirchberg. Die Kirche wurde erstmals im Jahre 1158 erwähnt. Auf dem Weg hinauf passierten wir drei Pilgerstationen aus dem Jahre 1520/21. Weitere Kreuzwegstationen stammen aus dem 19. Jahrhundert.

Wallfahrtskirche Maria im Weingarten auf dem Volkacher Kirchberg

Seit dem späten 14. Jahrhundert suchen Gläubige diesen Gnadenort auf. Ziel dieser zahllosen Pilger ist seit alters her eine handgeschnitzte Pietà aus der Zeit um 1370.

In der Kirche, deren Innenraum in 2002 neu gestaltet wurde, findet man neben dem Gnadenbild Pietà ein Selbstbildnis der Anna Selbdritt aus der Werkstatt von Tilmann Riemenschneider, welches Maria mit ihrer Mutter Anna und dem Jesuknaben zeigt. Ein besonderer Höherpunkt ist eine von Tilmann Riemenschneider geschnitzte Madonna „Maria im Rosenkranz“ aus dem Jahre 1524. Die Gästeführerin erzählte die Geschichte von Tilmann Riemenschneider, der auch mal Bürgermeister der Stad Würzburg war. Dieses Meisterwerk hängt heute im Chorbogen und ist ein großer Anziehungspunkt. Die lebensgroße 1,71m hohe Marienfigur mit dem Jesukind auf dem Arm steht auf einer Wolkensäule und der Mondsichel. Das Bildnis ist umgeben von einem 2,80m hohen Strahlenkranz der Sonne sowie 50 stilisierten Rosen und Medaillons mit den Geheimnissen des freudenreichen Rosenkranzes. Die Figur der Maria wird von drei Engelpaaren flankiert, von denen das oberste einst eine Krone über die Gottesmutter hielt. Die Rosenkranz Madonna ist eine der letzten Marienarbeiten von Riemenschneider vor seiner tragischen Verstrickung in den Bauernkrieg.

Maria im Rosenkranz

Die Madonna wurde in der Nacht zum 7. August 1962 geraubt, erzählte die Gästeführerin. In der Stadt machte sich lähmendes Entsetzen breit. Die Einbrecher hatten sich durch ein Fenster Zugang ins Innere der Kirche verschafft, entwendeten die Madonna, rissen Andachtsbilder aus ihrer Verankerung und transportierten diese weg. Das machte weltweit Schlagzeilen. Der damalige Chefredakteur Henri Nannen der Zeitschrift „Stern“ setzte ein Lösegeld von 100.000 DM aus und tatsächlich, die Diebe gaben im Oktober 1962 die Pieta und Anna Selbdritt gegen einen Teil des Lösegeldes zurück. Die Rosenkranzmadonna wurde im November 1962 in der Nähe der Autobahnausfahrt Tennenlohe zurückgegeben. Die Madonna und die Fragmente des Rosenkranzes lagen am Waldrand auf einem weißen Tuch, als Nannen und seine Helfer am vereinbarten Ort ankamen und das restliche Lösegeld ablegten. Die Figuren waren im Waldboden vergraben und mit einer rotbraunen Paste aus Schuhcreme und Bohnerwachs notdürftig konserviert worden, damit der feuchte Waldboden ihnen nicht schaden sollte. Sie mussten restauriert werden und wurden am 6. August 1963 wieder auf den Kirchberg zurückgebracht, allerdings an einen Platz, der besser zu sichern war. Nannen gab sein Ehrenwort, nicht die Polizei zu informieren. Dennoch wurden die Räuber schließlich einige Jahre später wegen anderer Delikte gefasst und es wurde ihnen 1968 und 1971 der Prozess gemacht, in dem sie u.a. auch diesen Raub zugaben.

Die ursprünglich gotische Einrichtung der Kirche musste im Jahre 1664 einer barocken Ausstattung weichen. Später, ab 1880, wurden barocke Elemente durch eine neugotische Ausstattung ersetzt, welche wiederum 1955 völlig entfernt wurde. Nach umfassender Außenrestaurierung in 1976/77 folgt dann 2002 die Neugestaltung des Innenraumes zu einem Ort der Stille und Andacht.

Nach dem Besuch dieser eindrucksvollen kleinen Wallfahrtskirche ging es wieder hinab nach Volkach zu einem Stadtrundgang. Die Weinstadt Volkach mit rd. 9.500 Einwohner im unterfränkischen Landkreis Kitzingen kann auf eine mehr als 1100-jährige Geschichte im Zeichen des Frankenweins zurückblicken. Die Stadt besitzt mit der Mainschleife ein wertvolles Geotop, welches als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen ist. Volkach liegt mitten im fränkischen Weinanbaugebiet an der Mainschleife. Hier befinden sich etwa ein Viertel der fränkischen Rebflächen.

Beim Rundgang durch die gut erhaltene und restaurierte historische Altstadt wird die Geschichte der Stadt mit ihren engen Gassen und Straßen allgegenwärtig. Unser Rundgang begann am „Unteren Tor“, im Volksmund auch „Gaibacher Tor“ oder „Krakenturm“ genannt. Dieses wurde im 13. Jahrhundert erbaut und im 16. Jahrhundert erweitert.

Weiter ging es zum Echterhof, einem in 1605 von Valentin von Echter von Mespelbrunn erbauten fürstbischöflichen Amtshaus, welches bis 1967 als Gerichtsgebäude diente und heute als Hotel mit Restaurant genutzt wird. Am Marktplatz steht das im Jahre 1544 erbaute Rathaus mit dem besonderen Merkmal einer Außentreppe und dem sogenannten Verkünd-Erker mit Fachwerk. Das Rathaus wurde bereits damals wie heute als Amtsgebäude genutzt und diente im Erdgeschoss in früheren Jahrhunderten als Markthalle. Im 19. Jahrhundert wurden Räumlichkeiten auch für den Schulunterricht genutzt. Das Rathaus wurde im Jahre 1972 innen für den Verwaltungssitz generalsaniert.

Der Brunnen am Marktplatz stammt aus dem Jahre 1480, wurde um 1720 erneuert. Die Brunnenfigur ist eine „Maria Immaculata“ Der Marktplatz ist umgeben von schön restaurierten Fachwerkgebäuden und Bürgerhäuser.

Die Alte Lateinschule wurde im 16. Jahrhundert erbaut und wurde vor einigen Jahren grundlegend denkmalgerecht saniert. Hier arbeiteten im 15./16. Jahrhundert der Lehrer, Stadtschreiber und Notar Brobst. Bis Mitte des 19. Jhd. wurden hier ausschließlich Jungen unterrichtet. Heute wohnt hier die Küsterfamilie.

Mit dem Bau der St. Bartholomäuskirche wurde 1413 begonnen. Die Bauzeit ging bis ins 18. Jahrhundert, aus dem auch die Barockaltäre, der Deckenstuck und die Gemälde stammen. Der Kirchturm ist 54 m hoch. Die letzte große Sanierung fand zwischen 2006 und 2008 statt.

Nach Besichtigung der Kirche ging es zurück über den Marktplatz in die Schelfengasse. Dort befindet sich das bekannte Schelfenhaus. Es wurde 1719 nach Plänen des fränkischen Baumeisters Josef Greising für den Ratsherr und Handelsmann Johann Georg Adam Schelf und seiner Frau Anna Regina aus der Ratsherrnfamilie Balbus erbaut. Das Hauptportal krönt das Allianzwappen der reichen Bürgerfamilie. Vom Reichtum zeugen im Innern der Treppenaufgang und die Strukturierung der Innenräume. Das Objekt, welches sich zuletzt im Eigentum des Ehrenbürgers Johann Erbig befand, ging im Jahre 1950 in den Besitz der Stadt über. Hier ist der Verein Deutscher Verein für Jugend und Kinderliteratur eV beheimatet.

Unser Stadtrundgang führte uns weiter durch schmale idyllische Gassen im Herzen der Altstadt, welche die Bedeutung des Frankenweins für Volkach widerspiegeln, zu unserer letzten Station, dem Weinhaus Markus Schneider zu einer kleinen Weinprobe .

Der Inhaber des Weingutes informierte bei der Weinprobe über die Arbeit eines Winzers, die Weinlese und verschiedene Weinsorten. Anschließend bestand die Möglichkeit des Erwerbs von Weinen und Sekt vom Weingut.

Gut gelaunt ging es zum Bus zur Heimfahrt mit einem letzten Halt in Speicherz im Gasthof Biber zum Abendessen und Ausklang.