Polizeihauptkommissar Matthias Henkel begrüßte unsere Gruppe an der Pforte in Hünfeld um 10.00 Uhr. Von da aus ging es gemeinsam zum Vortragsraum. Bei seiner Einführung erläuterte er, dass die Bundespolizei in Hünfeld im Jahre 1959 als Bundesgrenzschutz (BGS) mit der Hauptaufgabe der Überwachung und Sicherung der innerdeutschen Grenze eingerichtet wurde. Mit der Deutschen Einheit entfiel diese Aufgabe und damit änderte sich auch das Aufgabenfeld. Im Jahre 2005 wurde der BGS offiziell zur Bundespolizei umbenannt.

In Hünfeld arbeiten zur Zeit rd. 700 Polizeivollzugsbeamte, Verwaltungsbeamte und Tarifbeschäftige und erledigen die vielfältigen Aufgaben der Bundespolizei, die von Hünfeld aus zu bewältigen sind.

Die Bundespolizeiabteilung Hünfeld ist eine von zehn Bundespolizeiabteilungen und der Direktion Bundesbereitschaft in Fuldatal unterstellt. Sie verfügt über zwei Einsatzhundertschaften, eine Beweissicherungs- und Festnahmehundertschaft sowie eine Technische Einsatzhundertschaft. Darüber hinaus gehören noch eine Unterstützungseinheit, eine Versorgungseinheit Einsatzunterstützung und Standortservice sowie der Polizeiärztliche Dienst zur Bundespolizeiabteilung.

Die Aufgabenschwerpunkte sind: Unterstützung der Bundespolizeidirektion bei grenz-, bahnpolizeilichen und luftsicherheitsrelevanten Anlässen sowie bei der Kriminalitätsbekämpfung durch einsatz- und ermittlungsunterstützende Maßnahmen. So ist die Bundespolizei auf allen größeren Bahnhöfen – auch in Fulda – präsent. Einsätze in unserer Region sind ansonsten eher selten.

Ebenso werden andere Bundesbehörden wie das Bundeskriminalamt oder das Auswärtige Amt unterstützt, indem Bundespolizisten zum Schutz deutscher Auslandsvertretungen eingesetzt sind.

Desweiteren erfolgt eine Unterstützung der Länder bei der Bewältigung von Großeinsätzen wie Demos, Sportveranstaltungen, Konzerte u.a. zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung sowie bei Grenzkontrollen ebenso auch beweissichernde Festnahmen und Durchsuchungen.

Einsätze bei Großereignissen im Ausland wie jetzt Olympische Spiele in Paris werden unterstützt, ebenso wie Maßnahmen internationaler Organisationen z.B. Frontex.

Auch bei Naturkatastrophen wie im Ahrtal oder besonders schweren Unglücksfällen wird die Bundespolizei angefordert.

In Hünfeld existieren zwei Einsatzhundertschaften. Diese sind gegliedert in eine Führungsgruppe und drei Einsatzzüge. Die Einsatzhundertschaften sind für die Durchführung der Einsätze verantwortlich, sofern nicht Spezialkräfte erforderlich sind. Entsprechend des Einsatzanlasses können die Einsatzhundertschaften durch Kräfte der Unterstützungseinheit (zur gerichtsfesten Beweissicherung, Einsatzdokumentationen, Überwachung von Personen und Objekten u.a.) verstärkt werden.

Die Technische Einsatzhundertschaft verfügt über ca. 200 Einsatzfahrzeuge, von kleineren E-PKWs bis zu großen Wasserwerfern mit 10.000 Litern Fassungsvermögen, ebenso über Scheinwerfer zur Ausleuchtung von Tat- oder Einsatzorten, Wasserfahrzeugen zum Einsatz auf Flüssen und Seen, Werkzeuge zum Öffnen von Wohnungen oder zum Lösen von Personen von Straßen sowie Ankettvorrichtungen bei Blockaden oder zur Entfernung von Personen aus Baumhäusern u.a. Die Technische Einsatzhundertschaft unterstützt die Einsätze wenn es erforderlich wird.

Der Polizeiärztliche Dienst verfügt über medizinisches Personal einschl. Ärzte und Notfallsanitäter. Er leistet polizeiliche Erstversorgung bei Einsätzen und Übungen und unterstützt damit die Einsatzkräfte vor Ort. Ferner leistet er auch die gesundheitliche Betreuung bei Erkrankungen und Unfällen und übt die Funktion des Betriebsarztes aus.

Der polizeiärztliche Dienst betreibt am Standort Hünfeld eine Dekontaminierungsanlage für den Fall, dass Polizisten bei Einsätzen oder auch Übungen Kontaminierungen durch gefährliche Stoffe oder Bestrahlungen ausgesetzt sind.

Bei einer Kontaminierung gehen die betroffenen Polizisten durch die Schleuse (Bild 1) in den Schutzanzügen (Bild 3) durch die Anlage (Bild 2) um sich zu dekontaminieren um keine gesundheitliche Schäden befürchten zu müssen. Das Personal ist hierfür speziell geschult.

Die Beweissicherungs- und Festnahmehundertschaft besteht aus Polizeikräften mit spezieller Ausbildung und Ausstattung. Diese Hundertschaft besteht aus einer Führungsgruppe, drei Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten und einem Unterstützungsdienst. Im Wesentlichen werden diese zur Unterstützung anderer Polizeikräfte in besonderen Einsatzlagen wie Gewaltkriminalität anlässlich Versammlungen oder Veranstaltungen und polizeilichen Großlagen angefordert, insbes, dann wenn zu befürchten ist, dass die Leistungsfähigkeit und Ausstattung der Polizeikräfte vor Ort die Lage nicht bewältigen kann, z.B bei Bekämpfung organisierter oder bandenmäßiger Kriminalitätsformen und terroristischen Bedrohungslagen. Schwerpunkt bildet neben der Gefahrenabwehr auch die beweissichere Festnahme von Straftätern zur strafrechtlichen Verfahrenssicherung. Diese Einsätze können auch im Ausland stattfinden wie 2015 in Frankreich bei den terroristischen Anschlägen.

Nach dem hervorragenden Mittagessen in der Kantine erläuterten zwei Einsatzkräfte die besondere Ausbildung dieser Einsatzkräfte. Dazu gehört eine absolute körperliche Fitness. Die Bewerber müssen daher ein umfangreiches Aufnahmeverfahren durchlaufen, in dem sie zunächst ihre körperliche Fitness nachweisen, ebenso neben der physischen Eignung auch die psychische Eignung. Die Kenntnis der Rechtslage wird dann in der Ausbildung vermittelt, denn diese Kenntnis ist für einen rechtssicheren Einsatz und erfolgreiche Strafverfolgung unverzichtbar.

Die umfangreiche Ausstattung der Beweissicherungs- und Festnahmehundertschaft wurde vorgeführt. Dazu gehören u.a. schusssichere Westen, Gewehre, Munition, Helme. Je nach Ausstattung tragen die Polizistinnen und Polizisten mehr als 25 kg bis zu 40 kg am Körper. Außerdem müssen sich alle bei einem Einsatz aufeinander verlassen und einander vertrauen können. Die Polizistinnen und Polizisten der Einsatzhundertschaft sind i.d.R. jünger als 40 Jahre, denn der Körper muss 100% fit sein, sowohl physisch als auch psychisch. Wenn es nicht mehr geht, werden nach dieser äußerst anstrengenden Phase andere Polizeitätigkeiten zugewiesen, bei denen sie ihre Erfahrungen einbringen können.

Es war ein sehr informativer Besuch mit vielen Eindrücken über die Arbeit unserer Polizei, der gegen 15.00 Uhr endete. Der Vorsitzende der Senioren Union Karl – Josef Hahner bedankte sich bei Herr PHK Matthias Henkel für die hervorragende Führung und Gastfreundschaft. Er drückte sein Unverständnis darüber aus, dass Polizei- und Rettungskräfte, die immer für die Menschen da sind wenn sie gebraucht werden, Angriffen von gewaltbereiten Personen ausgesetzt sind und wünschte den Polizeikräften alles Gute bei den Einsätzen.