Der Besuch der Fa. Wiegand in Rasdorf war für uns alle ein besonderes Highlight. Die äußerst informative über 2 Stunden kurzweilige Besichtigung des gesamten Betriebes mit Rundgang über das große Freigelände durch den Prokuristen und Personalchef des Unternehmens, Dieter Hahn, fand bei laufendem Betrieb statt und wir erlebten „Made in Germany“ live.
Freundliche Begrüßung durch den Personalchef Dieter Hahn
Herr Hahn erläuterte wie es im Jahre 1963 begann. Der Firmengründer Josef Wiegand hatte die Idee mit dem Bau und Betrieb des ersten Skilifts auf der Wasserkuppe. Der Betrieb war saisonabhängig von den Witterungsbedingungen im Winter bei ausreichend Schneefall möglich. In der anderen Zeit stand der Lift still, verursachte aber dennoch Kosten. Kunstschnee war damals noch kein Thema. So entstand der Gedanke einer Sommerrodelbahn, um den Skilift saisonunabhängig zu betreiben. Das geschah im Jahre 1975, in dem der erste Prototyp einer Sommerrodelbahn entwickelt wurde. Das war auch der Startschuss für die Entwicklung neuer innovativer Freizeitanlagen wie Wasser- und Trockenrutschen ebenso auch Fahrgeschäfte wie CoasterKart & X-Slide oder Wie-Flyer und Wie-Li (Schlittenlift) . Die Fa. Wiegand etablierte sich im Laufe der Zeit zu einem erfolgreichen Unternehmen und ist mittlerweile Weltmarktführer im Bereich Sommerrodelbahnen und Freizeitanlagen.
Jede Anlage wird in Rasdorf von eigenen Mitarbeitern entwickelt, geplant und hergestellt und auch vor Ort errichtet. Der Betrieb unterhält eine eigene Serviceabteilung für Instandhaltung und Reparaturen der Anlagen weltweit. Auf allen Kontinenten errichtet das Rasdorfer Familienunternehmen seine Anlagen. Das heißt: Von der ersten Idee und Planung bis zur Fertigstellung und Inbetriebnahme der Anlagen kommt alles aus einer Hand, auch später Instandsetzungs- und Wartungsarbeiten wenn erforderlich – und das alles aus Rasdorf.
In Deutschland betreibt die Firma eigene Anlagen mit eigenem Personal. Nicht nur auf der Wasserkuppe oder dem Hoherodskopf, sondern auch in Thale im Harz, Altenberg im Erzgebirge, Inselsberg im Thüringer Wald, Scharmützelbob bei Fürstenwalde, dem Loreleybob am Rhein, ebenso in Gutach im Schwarzwald sowie Pottenstein in der Fränkischen Schweiz und Wald-Michelbach im Odenwald. Die Kunden der Freizeitanlagen kommen nicht nur aus Deutschland (Referenzobjekt ist die Erdinger Therme) und Europa, sondern auch in Asien wie China, Indien, Indonesien u.a., sowie auf dem amerikanischen Kontinent einschl. Kanada, ebenso in Dubai und Neuseeland um nur einige zu nennen, sind die Anlagen aus Rasdorf zu finden. Auch auf Kreuzfahrtschiffen ist die Fa. Wiegand mittlerweile Weltmarktführer.
Die Produktion findet auf dem eigenen Betriebsgelände in 5 Stationen statt:
In Station 1 fertigt die Endmontage der Rodelschlitten aus über 1.500 Einzelteilen. Die Anzahl der Schlitten richtet sich individuell nach Bahnlänge und Besonderheiten vor Ort.
Station 2 beinhaltet die Edelstahl-Produktion von Wasser- und Trockenrutschen in enger Abstimmung zwischen Projektleitung, Konstruktion und Fertigung. Aktuell auch den Bau von spektakulären Wasserrutschen für Kreuzfahrtschiffe.
Station 3 beherbergt die Biegemaschine für Rodelbahnschienen, die Verladung und den Transport weltweit an die Baustellen und Montage durch eigene Mitarbeiter vor Ort. Der Aufbau einer Rodelbahn erfolgt von Tal zu Berg, wobei jedes Bauteil für den Bahnverlauf exakt vorbestimmt ist.
In der Station 4 befindet sich die Schneidehalle mit der automatisierten Laeserschneideanlage für Metall, welche Kleinstteile bis zu großen Bauteile fertigt.
Station 5 beinhaltet den Stahlbau für Hochbauten wie Brücken bei Rodelbahnen oder Stützen für Wasserrutschen. Hier werden bis zu 14 Tonnen Stahl monatlich verarbeitet und die Veredelung erfolgt in Zusammenarbeit mit regionalen Metallunternehmen.
Auf dem großen Außengelände befindet sich die Teststrecke. Hier werden die entwickelten Prototypen auf ihr Beschleunigungsverhalten, Belastbarkeit und weitere Komponenten getestet.
Die Firma Wiegend beschäftigt derzeit rd. 350 Mitarbeiter am Standort Rasdorf. Diese kommen vorwiegend aus Thüringen. Aus dem Fuldaer Raum gibt es nur wenige Beschäftigte. Es werden motivierte Arbeitskräfte gesucht. Man ist an den Kapazitätsgrenzen angelangt und Herr Hahn führte aus, neues Personal einstellen zu wollen, aber in der heutigen Zeit ist es schwierig, motivierte Mitarbeiter zu finden. Das Unternehmen bildet in verschiedenen Handwerksberufen wie Elektriker, Industriemechaniker u.a. verwandte Handwerksberufen aus.
Das Rasdorfer Unternehmen sieht sich in der sozialen Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern und Kunden. Das ist Firmenphilosophie, ebenso die Schaffung nachhaltiger Produkte mit langlebigem Charakter in höchster Qualität.
Nach Beendigung der Führung bedankte sich der Vorsitzende der Senioren Union für die sehr spannende Besichtigung, in der auch der demnächst in Produktion gehende Prototyp des Coaster Karts von allen, die „mutig“ genug waren und das wollten, testen konnten. Es waren doch einige, die dieses Angebot nutzten und man merkte, unsere Seniorinnen und Senioren hatten dabei viel Spaß. Die Geschwindigkeit konnte man selbst regulieren und in der 2. Runde drehte so mancher mutig voll auf.
Die Führung durch den Betrieb war sehr beeindruckend. Für uns war es nicht nachvollziehbar, dass im Raum Fulda wenig bekannt ist, dass wir hier einen Weltmarktführer, einen absoluten Global Player, direkt vor unserer Haustüre haben. Mit der Fa. Wiegand, einem erfolgreichen Familienbetrieb verbinden die meisten nur die Liftanlagen auf der Wasserkuppe. Auch in den Medien wird über das Rasdorfer Unternehmen wenig berichtet. Insofern verwundert es auch nicht, dass die Beschäftigten weitestgehend aus dem Thüringer Raum kommen.

Auch uns war vieles, was hier passiert, nicht bekannt. Mit sehr interessanten Eindrücken ging es dann zum Mittagessen und anschließend führte uns der Bürgermeister von Rasdorf, Jürgen Hahn, durch den Kernort der sehr geschichtsträchtige Point Alpha Gemeinde mit drei Ortsteilen und rd. 1.700 Einwohnern.
Der Bürgermeister gab einen kurzen Abriss über die Geschichte der Gemeinde. Rasdorf war schon in vor- und frühgeschichtlicher Zeit besiedelt . 780/81 wurde die Mark Rasdorf dem Kloster Fulda geschenkt. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Gemeinde 815 als „Ratestorph“. Die durch den Abt Rhabanus Maurus in 831 errichtete Steinkirche war baufällig und sie wurde im Jahre 1274 unter Verwendung alter romanischer Bauteile im äußeren Erscheinungsbild der Gotik ersetzt. Die Hauptsehenswürdigkeiten dieser Stiftskirche, heute Pfarrkirche Johannes der Täufer und Cäcilia, sind die acht Säulen mit ihren Kapitellen. Unter der Westempore befinden sich zwei gedrungene Säulen im romanischen Stil mit seltenen Tierkapitellen. Der Taufstein ist das älteste Ausstellungsstück der Kirche. Diese Stiftskirche ist eine der bedeutsamsten Dorfkirchen in Hessen und die architektonisch wertvollste in der Diözese Fulda, so Bürgermeister Jürgen Hahn.
Begrüßung durch Bürgermeister Jürgen Hahn Stiftskirche
Der Anger als Ortsmittelpunkt ist der größte Dorfplatz in Hessen mit den Maßen 170 x 75 Meter. Im Mittelalter diente er auch als Gerichtsplatz. Heute finden hier Feste wie Kirmes u.a statt.
Eingang zum Wehrfriedhof Im Garten eines Hauses in Rasdorf dieser lustige Spruch
Die noch in sehr gutem Zustand erhaltene mittelalterliche Anlage des Wehrfriedhofes mit seinen hohen Mauern und vier Wehrtürmen mit Schießscharten diente früher als Schutz der Bevölkerung bei kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Anlage wurde restauriert und bei der Umgestaltung des Friedhofs wurde eine gemauerte Ecke der früheren Pfarrkirche von Rasdorf aus dem 13. Jahrhundert, die 1836 gegen den Widerstand der Bevölkerung abgerissen wurde, hochgezogen, welche die noch vorhandene Grundmauer sichtbar macht, erklärte Jürgen Hahn.
Der Bürgermeister erläutert, dass die Rasdorfer Einwohner mit Hilfe eines Investors und der Gemeinde eine Genossenschaft gegründet haben, um den Ort mit einem eigenen Nahversorgungsnetz mit Fernwärme zu versorgen. Derzeit werden die Versorgungsleitungen verlegt. Damit leistet die Gemeinde einen großen Beitrag zum Klimaschutz.
Funde aus der Jungsteinzeit sowie Bronzezeit und der Zeit der Kelten, Germanen und Merowinger deuten auf die durchgehende Besiedelung des Rasdorfer Raumes hin. So befinden sich auf dem Stallberg und dem Kleinberg Reste keltischer Ringwallanlagen. Diese lange Geschichte von Rasdorf, war den Meisten von uns nicht bewusst. Wir bedanken uns bei Bürgermeister Jürgen Hahn für die Informationen und dem eindrucksvollen Rundgang durch seine sehr saubere Gemeinde.