Wer Menschen in Not hilft lebt zunehmend gefährlicher. Hieß es früher noch: „Die Polizei, dein Freund und Helfer“ werden heutzutage Polizisten, ebenso auch Feuerwehrleute und Rettungskräfte, immer häufiger brutal attackiert. Von Beleidigungen, Spuckattacken bis hin zu schweren Angriffen auf Leib und Leben: Immer wieder gibt es Übergriffe auf die Helfer und oft kommen die Attacken völlig unvermittelt und werden zudem immer unberechenbarer.
Die Anzahl der Menschen, welche in Ordnungskräften Feindbilder sehen und an diesen Frust und Aggression abladen, ist größer geworden. Dabei wird vergessen, dass Polizisten und Rettungskräfte ihrer Arbeit zum Schutze der Allgemeinheit nachgehen und Familie haben. Ebenso wird vergessen, dass viele Feuerwehrleute und Rettungshelfer ehrenamtlich für andere da sind und ihre Freizeit opfern.
Wie erschreckend weit diese Entwicklung schon gediehen ist zeigen Vorfälle in Leipzig, Stuttgart, Frankfurt, Berlin, Köln und in vielen weiteren Großstädten in den letzten Wochen und Monaten z.B. bei Einsätzen in nächtlichem Partytreiben trotz Corona-Beschränkungen. Polizeibeamte und Rettungskräfte wurden aus rabiaten Menschenmengen heraus mit Böllern und Flaschen angegriffen, behindert und beschimpft. Auch die Silvesterkrawalle der letzten Jahre in den Großstädten sind uns noch im Gedächtnis. Allein in Berlin wurden in der letzten Silvesternacht 57 Einsatzfahrzeuge attackiert und eine Vielzahl Polizisten verletzt.
Auch die Bilder des G 20 Gipfel in Hamburg 2017 sind uns noch gut in Erinnerung. Die massiven Ausschreitungen, die Eskalation von Chaos und Gewalt, das Werfen von Molotowcocktails auf Polizei und Rettungskräfte, die Plünderung von Geschäften und Sachbeschädigungen sowie fast 500 verletzte Polizeibeamte sind nicht hinnehmbar.
Ausschreitungen und Gewalt gegen Polizisten gibt es bereits seit langem. Neu aber ist, dass sich die Aggression jetzt auch verstärkt gegen Sanitäter und Feuerwehrleute richtet und die Täter zunehmend brutaler und unberechenbarer werden und jeden Respekt vermissen lassen. Die Lage ist zwar noch nicht ganz so extrem wie in Frankreich , wo die Polizei in vielen, besonders muslimisch geprägten Stadtvierteln schon längst kapituliert hat. Doch es ist höchste Zeit, dass der Staat massiv gegen Gewalttäter vorgeht und klarmacht, dass Angriffe auf Ordnungskräfte Angriffe auf den Rechtsstaat selbst sind.
Mit empörten Reaktionen von Politikern und Solidaritätsbekundungen an die betroffenen Helfer ist es nicht getan. Die Täter müssen dingfest gemacht und hart bestraft werden:
– von einer Polizei, die hierfür die uneingeschränkte Rückendeckung der Politik braucht, woran es leider häufig hapert und
– von einer Justiz, die bislang viel zu lasch vorgeht und viel zu oft lächerlich geringe Strafen verhängt.
Die Verursacher sind für den Ersatz der entstandenen Schäden heranzuziehen. Das gilt sowohl für Sach- als auch für Personenschäden.
Doch damit allein ist dieser Verrohung nicht beizukommen. Das Problem liegt tiefer und hat letztlich mit jenem Mangel an Respekt zu tun, der sich in unserer Gesellschaft breitmacht. Respekt kommt von Rücksicht nehmen und bezeugt die Achtung vor der Meinung, dem Verhalten und der Leistung anderer Menschen. Der Respekt hat viele Facetten.
Die Rüpeleien in Internet-Foren, in denen die Verfasser oft anonym bleiben, das schlechte Benehmen vieler in der Öffentlichkeit, die Herabwürdigung von Schwächeren, die Fixierung auf eigene Anliegen, der gesellschaftliche Wandel vermehrt hin zu einer Ellenbogen-Gesellschaft, die Missachtung staatlicher Institutionen und gesellschaftlicher Umgangsformen: Hinter alldem und vielem mehr steckt ein Defizit an Respekt.
Der Staat kann diesen Respekt nicht erzwingen. Er muss früh eingeübt und vorgelebt werden – im Elternheus, in Schulen, Vereinen und Betrieben sowie im sozialen Umfeld junger Menschen. Die Versäumnisse bekommt unsere Gesellschaft nun massiv zu spüren. Dieses Thema wurde leider aus den Augen verloren. Es muss wieder mehr in das Bewusstsein der Gesellschaft gestellt werden. Dazu können wir alle beitragen.
Unsere liberale, postmoderne Gesellschaft neigt leider dazu, Respekt mit Autoritätsgläubigkeit zu verwechseln und traditionelle Werte wie Anstand (hierzu gehört auch Respekt), Höflichkeit (einst „gute Kinderstube“ genannt) als antiquierte Relikte vormoderner Zeiten zu betrachten. In Wahrheit gehört der Respekt vor anderen Menschen und Meinungen, wie die Solidarität oder die Orientierung am Gemeinwohl zu jenem Verhalten, das unsere heterogene Gesellschaft im Innersten zusammen hält. Bricht dieser Kitt weg, gerät unsere freiheitliche demokratische Ordnung ins Rutschen.
Der Staat muss daher hart durchgreifen, wenn Respektlosigkeit in Gewalt, gegen wen auch immer, mündet. Er verliert sonst sein Gewaltmonopol. Ein Angriff auf Einsatzkräfte ist gleichbedeutend auch mit einem Angriff gegen den Staat selbst und die Gesellschaft, welche ein Polizist in seiner Funktion schützt. Es muss in Deutschland jedem klar sein, dass der Gedanke „Eure Regeln sind nicht meine Regeln“ hierzulande keinen Platz hat. Und damit sind Migranten genauso gemeint wie Deutsche, Links- und Rechtsradikale. Deshalb fordern wir: Keine Toleranz bei Angriffen gegen Polizei und Rettungskräfte.