Es steht außer Frage, der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen auf unserem Planeten. Er ist eine globale Herausforderung, die alle Länder auf diesem Globus betrifft und kann deshalb auch nur global bewältigt werden. China, USA und Indien sind für mehr als die Hälfte weltweiter CO² Emissionen verantwortlich, Deutschland liegt bei knapp 2 %. Deswegen wird es insbesondere ohne konsequentes und vor allem schnelles Gegensteuern der drei vorgenannten Länder nicht möglich sein, die gesetzten Klimaziele zu erreichen. Das sind die Fakten!

Machen wir uns also nichts vor, Deutschland alleine wird den Klimawandel nicht aufhalten können. Die deutschen Maßnahmen werden das Klima nicht wenden und selbst wenn wir zu 100 % klimaneutral werden, das wird keine Auswirkungen auf das Weltklima haben, wenn gleichzeitig die großen Verschmutzer wie China, USA und Indien, ebenso auch Russland, u.a. nicht mitspielen.

Unsere Regierenden, angetrieben von Umweltverbänden, Fridays for Future und anderen Initiativen, verfallen in wilden Aktionismus zur Rettung des Klimas. Ratschläge der Wissenschaftler finden kaum oder gar kein Gehör, wenn sie nicht in die grüne Ideologie passen. Die meisten Entscheidungen der Regierung sind ideologisch geprägt, man scheut die Auseinandersetzung mit grünen Ideologen. Ideologie muss aber in Anbetracht der derzeitigen Lage durch den Angriff Russlands auf die Ukraine und dessen Folgen erst mal hinten anstehen, denn es geht um unsere Versorgungssicherheit, um den Wirtschaftsstandort Deutschland, um bezahlbare Energie um Lebensqualität und Wohlstand. Wir werden uns darauf einstellen müssen, mit dem Klimawandel noch sehr langer leben zu müssen, ob wir das wollen oder nicht. Es wird daher ein Plan B benötigt für den Fall, dass die erhofften Klimaziele nicht erreicht werden und dafür müssen vorausschauend die richtigen Entscheidungen rechtzeitig getroffen werden. Alles andere wäre höchst fahrlässig.

Die EU-Kommission will Atomkraft als klimafreundliche Energiequelle einstufen. Die meisten EU-Mitgliedsländer wollen das auch, nur Deutschland sperrt sich. Für die Bundesregierung hingegen sind Gaskraftwerke, die jede Menge CO² in die Luft blasen nachhaltig und klimaschonend, Atomkraftwerke hingegen nicht. Es ist mehr als fahrlässig, in der derzeitigen Krisenlage auf die Kernenergie zu verzichten, denn der Strombedarf wächst in Deutschland weiter, auch durch die E-Mobilität. Das ist allerdings nur unter dem Hintergrund zu verstehen, dass Energiepolitik in Deutschland nicht rational und mit klarem Blick auf die Bedürfnisse der Menschen und den Klimaschutz gemacht wird, sondern vorwiegend ideologiegetrieben. Wir steigen schon mal aus, lange bevor der Einstieg in die saubere Energie professionell vorbereitet ist.

Stefan Aust, Herausgeber der Welt, ging vor Kurzem in einer Fernsehsendung auf die aktuelle Situation in Deutschland ein indem er ausführte, dass wir zur Zeit eine wirtschaftliche und politische Lage haben, die sehr explosiv ist und grüne Träumereien, nicht nur von den Grünen selbst, völlig realitätsfremd sind und jemand wie Habeck, der vom Thema Wirtschaft erkennbar wenig versteht, jetzt gefordert ist weitreichende Entscheidungen treffen zu müssen. Das ist tragisch sowohl für ihn selbst als auch für unser Land. Insofern muss man sich über das ständige Hin und Her nicht wundern, denn Habeck ist in der misslichen Lage nicht zu wissen, was er tun soll. Er ist damit aber nicht alleine in dieser Regierung, denn diejenigen die glauben zu wissen was zu tun ist sind im Wesentlichen damit beschäftigt, den Menschen mit immer neuen oder neu aufgelegten alten Maßnahmen das Leben schwer zu machen. Laut Stefan Aust besteht das Problem von Habeck darin, dass die grünen Fans eher von ihm abrücken, wenn eine pragmatische Politik umgesetzt werden soll, die sich an den Anforderungen der gegenwärtigen Lage orientiert. Ideologische Grüne wollen das Abschalten der noch drei vorhandenen Kernkraftwerke, auch wenn das zu einer eklatanten Energiekrise führt. Hauptsache es entspricht dem grünen Gründungsmythos, und deshalb versucht er sich auch da durchzuwurschteln. Für teures Geld angeschaltet laufen lassen, aber keinen Strom zu produzieren – das ist völlig irre, wirtschaftlicher Unfug aber gut für das Image innerhalb der Grünen. Der Bürger soll dann irgendwie mit Geld vom Staat getröstet werden, als wenn das so einfach vom Himmel fällt. Hierzulande haben die Schildbürger offenbar Hochkonjunktur, so Aust. Es zeigt sich deutlich, die grüne Energiepolitik ist realitätsfremd, so war sie früher und sie ist es auch heute noch. Aber in der heutigen Krisensituation verbietet es sich, einfach nur weiter zu träumen. Das führt zu einem bösen Erwachen. Und wenn man sich die Ratschläge der Grünen zum Energiesparen betrachtet, vom kalten Duschen hin bis zum Waschlappen, dann bleibt nur noch Kopfschütteln und man muss sich, so Aust, ernsthaft die Frage stellen, für wie bescheuert der Bürger gehalten wird. Dem ist nicht zu widersprechen. Leider gibt es immer noch viel zu viele, die das noch nicht begriffen haben.

Hierzulande will man neue Gaskraftwerke bauen, anstatt schon bestehende Kernkraftwerke länger am Netz zu lassen. Es wird auf Windenergie gesetzt, die nur je nach Wetterlage zur Verfügung steht oder auch nicht. Man setzt auf das Verbrennen von Gas und auf Stromimporte aus Kernkraftwerken und schmutzigen Kohleschleudern der Nachbarländer. Das ist keine Energiepolitik, das ist Kurzschlusshandeln. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, Atomkraft kann keine Dauerlösung sein, denn das Entsorgungsproblem bleibt und die volkswirtschaftlichen Kosten sind enorm. Aber die Atommeiler sind ohnehin vorhanden und da ist es durchaus vertretbar, sie noch einige Jahre laufen zu lassen und sie dann abzuschalten – das fällt dann in Hinblick auf den radioaktiven Abfall kaum oder gar nicht ins Gewicht. Ein solcher Aufschub würde die Möglichkeiten für einen geordneten Übergang in die Nutzung erneuerbarer Energien schaffen. Ein deutscher Alleingang unter dem Motto: „wir zeigen dem Rest der Welt wie es funktioniert“ ist naiv, verschlingt Unsummen von Geld, schwächt den Wirtschaftsstandort Deutschland und beeinträchtigt unsere Lebensqualität in hohem Maße, denn die Zeche zahlt die Wirtschaft, insbesondere der Mittelstand und last but not least der Bürger, denn der hat keine andere Wahl. Firmen hingegen können ihre Standorte verlegen und abwandern. Ein Fußballtrainer wechselt doch auch nur dann Spieler aus, wenn er auf der Bank noch ausreichend adäquaten Ersatz zur Verfügung hat. Also erst die Alternativen schaffen und dann kann abgeschaltet werden.

Fridays for Future haben ja mit ihren Forderungen Recht, dass die Umstellung auf eine CO²-arme Energieversorgung zu langsam geht, um den Klimawandel schneller aufhalten zu können. Da bin ich ja voll bei ihnen, aber sie haben leider nicht begriffen, dass eine aktuelle Energiekrise, insbesondere ausgelöst durch den Überfall Russlands auf die Ukraine, die Menschheit bedroht. Sie rufen auf Demonstrationen erneut zur Einschränkung fossiler Energiequellen auf. Weltweit liegt deren Anteil bei mehr als 80 Prozent. Sie sind lebenswichtig.

Ein Beitrag in der Welt am Sonntag von Axel Bojanowski am 25. September 2022 befasst sich mit diesem Thema. Er schreibt, dass eine Einschränkung oder gar ein sofortiger Verzicht auf fossile Energieträger praktisch nicht möglich ist. Er macht das am Beispiel der Produktion von Dünger deutlich, welche weltweit wegen mangelndem Erdgas zurückgefahren werden musste. Es drohen massive Ernteeinbußen und daraus folgend Hungersnöte insbesondere in den armen Ländern

Wegen der hohen Energiepreise mussten auch in Deutschland viele Industriebetriebe ihre Produktion zurückfahren. Es droht eine Welle von Insolvenzen. Arbeitsplätze sind gefährdet. Die Klimabewegung jedoch scheint das wenig zu interessieren. Würde man der Forderung nachkommen, die Nutzung fossiler Energien sofort abzuschaffen, dann wäre die Menschheit gefährdet. Dennoch setzen westliche Regierungen unter dem Druck der Klimabewegung ihren Kurs fort, die Versorgung mit Energie und Nahrungsmittel einzuschränken. Hätten Fridays for Future das Wohlergehen der Menschen im Sinn, schreibt Bojanowski, würden die Aktivisten nicht gegen Energie und Wirtschaftswachstum protestieren, sondern für humane Maßnahmen gegen den Klimawandel. Beispielsweise dafür, dass der Umstieg auf Erneuerbare sich finanziell lohnen müsste, was technologische Innovation statt staatliche Repressionen voraussetzt. Oder dafür, dass mehr Nahrung auf weniger Land wächst. Auch dafür, dass sich Staaten besser gegen Wetterrisiken schützen – und vor allem dafür, dass Klimaschutz nicht vor Menschenschutz geht. Mit ihrem Kampf gegen erschwingliche Energie werden die Klimaschützer ansonsten für Milliarden Menschen zu Fridays for No Future, so Axel Bojanowski in der Welt am Sonntag. Dem ist meinerseits nichts hinzuzufügen.