Die diesjährige Mehrtagesfahrt der Senioren Union Kreisvereinigung Fulda führte in die Lüneburger Heide. Am frühen Morgen ging es am ZOB in Fulda los. In Hünfeld stiegen weitere Mitglieder zu und die Hinfahrt führte uns über die A 7 vorbei an Kassel und Hannover zu unserem ersten Ziel, dem Steinhuder Meer, dem größten See Niedersachsens mit einer Fläche von 29,12 km². Der See ist 8 km lang und hat eine mittlere Tiefe von 1,35 m. Die größte Tiefe beträgt 2,90 m. Er ist der größte See Nordwestdeutschlands und der neuntgrößte See Deutschlands. Er entstand gegen Ende der letzten Eiszeit vor etwa 14.000 Jahren. Mittlerweile ist er wegen seiner geschützten Naturbereiche und vielfältigen Erholungs- und Freizeitangebote ein überregionales beliebtes Ausflugsziel.

Archäologische Funde deuten darauf hin, dass das Steinhuder Meer bereits in der Altsteinzeit besiedelt war. Das lag wahrscheinlich am großen Fischreichtum. Seit dem 12. Jahrhundert gehörte der See zur Grafschaft Schaumburg. Im 18. Jahrhundert ließ der Graf eine Insel aufschütten um auf ihr die Festung Wilhelmstein zu errichten.

Das östliche Ufer des Steinhuder Meer ist wie das angrenzende Moor durch das Naturschutzgebiet Totes Moor seit 2016 geschützt. Auch das Westufer mit seinen angrenzenden Feuchtgebieten und Naturschutzgebieten unterliegt strengen Naturschutzbeschränkungen. Bei einer 90-minütigen Rundfahrt per Schiff wurden uns die Natur- und Vogelschutzgebiete erläutert.

Mit jährlich rd. 2 Mio Besuchern ist das Steinhuder Meer ein touristischer Anziehungspunkt für Segler und Surfer in unmittelbarer Nähe von Hannover. Am Sandstrand der Badeinsel Steinhude sowie am Nordstrand ist Baden im See möglich. Auf dem See sind etwas mehr als 5.000 Sport- und Segelboote zu finden. Rd. 40 Segelregatten finden im Laufe eines Jahres auf dem See statt. Auch Kitesurfen ist möglich.

Im Anschluss an die Schiffstour bestand die Möglichkeit, bei einem Spaziergang die Steinhuder Promenade oder das Schleusenviertel zu erkunden. Dabei bietet der restaurierte Ortskern des ehemaligen Fischer- und Weberdorfes ein interessantes maritimes Ambiente. Der Besucher bekommt den Eindruck, er befinde sich am Meer. Aber wir sind mitten in Niedersachsen, rd. 30 km entfernt von Hannover.

Gegen Abend erreichten wir das familiengeführte Hotel Allerhof in Frankenfeld – Bosse.

Hauptgebäude mit Restaurant Hotel Allerhof

Am nächsten Tag stand die Erkundung der Heidelandschaft auf dem Programm. Während einer Kutschfahrt vorbei an Erika- und Wacholdersträuchen zum Wilseder Berg erhielten wir einen tollen Eindruck, denn die Heide entfaltete ihre blühende Landschaft. Auch ein paar Heideschnucken gab es zu sehen.

Anschließend ging es nach Schneverdingen in den prächtig blühenden Heidegarten mit seinen rund 180 blühenden Heidesorten mit ca. 150.000 Pflanzen. Beim Rundgang durch das bunte Meer der angelegten Beete wurden die unterschiedlichen Heidesorten auf Schildern und Tafeln erläutert. Auf einer Aussichtsplattform mit Panoramablick über den Heidegarten mit seinem Blütenmeer konnte man einen eindrucksvollen Überblick gewinnen.

Der nächste Halt war in Schneverdingen die „Eine Welt Kirche“. Sie ist ein Untervorhaben des EXPO-Projektes „Welt-Forum-Wald, welches die Bedeutung des Waldes in allen seinen Belangen „Klimafunktion, Waldwirtschaft, Holznutzung, Jagd und soziale Funktion“ darstellt und mit dem EXPO-Motto Mensch-Natur-Technik verbindet. Diese Kirche wurde in einer Brettstapeltechnik komplett aus Holz aus heimischen Wäldern erbaut. Sie ist das Gotteshaus der evangelisch-lutherischen Markusgemeinde im Osten von Schneverdingen und wurde nach der EXPO in Hannover abgebaut und auf diesem Standort neu errichtet.

Die Symbolik dieser Kirche lässt drei geometrische Formen erkennen, die einen gemeinsamen Mittelpunkt haben, über den sich der Turm mit seiner Lichtkuppel erhebt. Das sind 1. der Kreis als Symbol für die Gemeinschaft, der sich im Fußboden, dem Emporen Geländer und in der Turmöffnung wiederfindet. Das Quadrat als 2. Symbol für die vier Himmelrichtungen, die vier Jahreszeiten und die vier Elemente sowie als 3. Symbol das Kreuz. Die Eine-Welt-Kirche wurde über einen existierenden Weg gebaut. Ein Weg, den die Menschen auch im Alltag gehen und der deutlich machen soll, dass die Kirche für alle Menschen offen ist und zur Begegnung mit Gott und zum Verweilen einlädt.

Das Glanzstück dieser Kirche ist der Eine-Erde-Altar. Die Hamburger Künstlerin Marianne Greve verwendete ein Symbol, das weltweit und konfessionsübergreifend als gemeinsamer Wert verstanden werden soll, die Erde, auf der und von der jeder Mensch lebt. Durch die Aufteilung des Altars in acht Spalten mit je 23 Zellen im Mittelteil sowie 17 Zellen in den Flügeln ergeben sich in jeder Reihe 43 Buchfächer, die 7.000 Erdproben aufnehmen können. In diesen Erdbüchern ist der Inhalt sichtbar versiegelt und durch Kennzeichnung nach Ort und Stifter identifizierbar. Darunter befinden sich auch Erden aus Fulda (siehe Foto). Diese Erdbücher zeigen die Vielfalt unserer Erde in unterschiedlichen Farben und Beschaffenheit. Erden aus der eigenen Gemeinde sollen mit Erden aus aller Welt vereint den Altar füllen. Auch Gäste können Erde, die ihnen etwas bedeutet, für diesen Altar mitbringen. Es werden regelmäßig neue Erdspenden in die noch freien Erdbücher aus Plexiglas abgefüllt.

Altar im Innern der Eine-Welt-Kirche mit der Bibliothek der Erdbücher aus Plexiglas
Hinweis auf Erde aus Fulda

Anschließend stand der Besuch Snow Dome in Bispingen, direkt an der A 7 gelegen, auf dem Programm. Diese Skihalle ist die modernste Europas. Hier hat man auf einer 300 m langen und 100 m breiten Skipiste mit getrennten Bereichen für Anfänger und Fortgeschrittene auf feinstem Pulverschnee bei einer griffigen Piste ganzjährigen Schneespaß. Für Anfänger, ebenso auch für Fortgeschrittene werden ganzjährig Ski- und Snowboardkurse angeboten, ebenso Freestyle Kurse im Funpark auf einer Buckelpiste. 3 Skilifte bringen die Skifahrer nach oben. Auch Rodelfans kommen auf einer gesonderten Rodelbahn auf ihre Kosten. Die Halle wurde im Oktober 2016 eröffnet. Unter dem Schnee sorgt ein ca. 20 cm dicker Eispanzer für winterliche Kälte. Das spart gleichzeitig Energie, wird von den Betreibern erklärt, weil die Abwärme genutzt werden kann.

Neben dem Skigebiet gibt es weitere Attraktionen, sodass der Snow Dome alpines Wintersportfeeling das ganze Jahr über vermittelt. Die Gastronomie erinnert an eine urige Hüttenatmosphäre in den Alpen. Man kann von hier durch eine Fensterscheibe das Treiben auf der Skipiste verfolgen oder direkt in die 23.000 m² große Skihalle über den sog. Eisbalkon in die klirrende Kälte gelangen. Es war wirklich richtig kalt, es herrschten 2 Grad minus, bei Außentemperaturen von fast 30 Grad.

Zusätzlich gibt es einen Biergarten, ein bayrisches Hofbräu -Wirtshaus sowie ein italienisches Restaurant. Außerdem befindet sich auf dem Areal in separaten Räumen unter und neben der Skihalle eine große Modelleisenbahnausstellung, sowie eine Oldtimer-Ausstellung. Angegliedert sind ein Hotel und verschiedene urige Hütten.

Am nächsten Tag stand die historische Salz- und Hansestadt Lüneburg auf dem Programm. Sie hat ca. 78.000 Einwohner und wird durch den Fluss Ilm durchquert. Lüneburg ist Sitz der Leuphana Universität mit knapp 10.000 Studierenden sowie einer Berufsakademie mit rund 1050 Studierenden. Die Stadt liegt unmittelbar an der Lüneburger Heide. Sie ist deren Namensgeber. Die Lüneburger Heide soll seit der Jungsteinzeit durch Brandrodung und Überweidung entstanden sein.

Die Lüneburger Altstadt liegt über einem Salzstock, der den Reichtum der Stadt begründete und dessen Kappe aus Gips, der Kalkberg, zugleich einen hervorragenden Bauplatz für die Fluchtburg darstellte, welche Lüneburg ihren Namen gab. Bereits zur Zeit der Neandertaler fand hier Leben statt. Das bestätigen archäologische Ausgrabungen von Faustkeilen , was auf ein neandertalzeitliches Jagdlager (ca. 150.000 Jahre alt) schließen lässt. Das erste archäologische Zeugnis einer sesshaften Bauernkultur deutet auf das 6. Jahrtausend vor Christus hin. Auf dem Lüneburger Zeltberg wurden frühgeschichtliche Bestattungsstätten aus dieser Zeit (Bronzezeit) gefunden.

Die erste urkundliche Erwähnung findet sich in einer Urkunde aus dem Jahre 956, in der König Otto I. die Zolleinnahmen aus der Saline zu Lüneburg an das „zu Ehren des heiligen Michaels errichtete Kloster“ schenkt. Seinen Reichtum verdankt Lüneburg seinem Salzvorkommen. Das Salz wurde benötigt um die in der Ostsee und vor Norwegen gefangenen Heringe einzupökeln und so zu konservieren. Diese Monopolstellung sorgte für Reichtum in der Stadt, die sehr früh Mitglied der Hanse wurde, die aus dem Bund einzelner Kaufleute in Lübeck im Jahre 1158 entstand und 1356 auf dem ersten allgemeinen Hansetag gegründet wurde.

In der Reformationszeit wurde Lüneburg 1529/1530 protestantisch. Es folgten unruhige Jahre, weil die Anhänger Roms und die Anhänger von Martin Luther sich feindlich gegenüber standen. 1562 kam es zum Friedensschluss zwischen Lüneburg und dem Landesfürsten, der im Sommer zusammen mit den Herzögen Heinrich und Wilhelm, letzterer mit seiner Gattin Dorothea von Dänemark, sowie einem großen Adelsgefolge in die Stadt kam. Es gab ein rauschendes Fest mit üppigem Gelage im Tanzsaal des Rathauses und einem großen Umzug. Es folgte für Lüneburg ein Zeit höchster wirtschaftlicher und kultureller Blüte, wie sie noch nie vorher und zweieinhalb Jahrhunderte danach nie wieder erreicht wurde.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Lüneburg kaum zerstört (ca. 2,6% der Bausubstanz). Die Altstadt blieb völlig unversehrt. Da die Unterhaltung der Bausubstanz der Altstadt bis in die 60er Jahre hinein stark vernachlässigt wurde und zu zerfallen drohte und Schäden an Gebäuden im Senkungsgebiet zu Lücken im historischen Stadtbild führten wurde geplant, die Altstadt weitestgehend abzureißen und durch moderne Bauten zu ersetzen. Das führte zu erheblichen Protesten aus der Bürgerschaft. Sie forderte die historische Bausubstanz zu erhalten und unter Denkmalschutz zu stellen. So wurde trotz heftigem Widerstand aus Verwaltung und Politik seit Beginn der 70er Jahre die Stadt systematisch restauriert und saniert. In der Lüneburger Altstadt wurden 1.300 Backsteinhäuser unter Denkmalschutz gestellt und sind heute Touristenattraktion.

Bei einem Rundgang durch die Altstadt, kompetent geführt durch unseren Reiseleiter Werner Seibert vom Reisebüro Happ mit unglaublichem Wissen ausgestattet, konnten die sorgsam und liebevoll restaurierten Baudenkmäler besichtigt werden: Das Lüneburger Rathaus aus dem 13. Jahrhundert, das alte Lüneburger Schloss der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg am Markt, seit 1925 Sitz des Landgerichts, die Alte Raths-Apotheke von 1598 in der Großen Bäckerstraße, der Kran und das Kaufhaus im alten Hafen, viele enge Gassen und der große Platz „Am Sande“ im unmittelbaren Zentrum mit den restaurierten Gebäuden und vieles mehr.

Die Fernsehserie „Rote Rosen“ spielt in Lüneburg. Auch die Örtlichkeit des Drehortes konnten wir besuchen.

Im Anschluss an den Stadtrundgang führte uns der Weg in das Kloster Lüne, einen mittelalterlichen gut erhaltenen Komplex in einer weitläufigen Gartenanlage. Um 1170 bot sich einer kleinen Gruppe frommer Frauen hier die Möglichkeit zur Gründung einer Klostergemeinschaft. 100 Jahre später ist belegt, dass dieser Konvent nach den Regeln des heiligen Benedikt lebte. Das Kloster wurde nach einem verheerenden Brand im Jahre 1372 als Backsteingebäude, wie damals üblich, neu errichtet und in den Folgejahren erweitert. Das Kloster beherbergt viele wertvolle Kunstschätze aus den Jahrhunderten, darunter der gotische Brunnen in der Eingangshalle, der Winter-Remter mit den freigelegten Wandmalereien, der Kreuzgang mit farbigen Glasfenstern und vieles mehr.

Vom Innenhof, dem Friedhof und den verschiedenen Gärten her erschließen sich immer wieder neue Eindrücke von der Backsteinarchitektur der Gotik und dem norddeutschen Barock. Vier Kreuzgangflügel umschließen den Friedhof und verbinden Kirche, Barbarakapelle, Kapitelsaal und Remter. Die klösterliche Stille ist überall spürbar.

Gotischer Brunnen in der Eingangshalle

Seit der Reformationszeit lebt im Kloster ein evangelischer Konvent, dem eine Äbtissin vorsteht, in einer aktiven Glaubens-, Arbeits- und Lebensgemeinschaft, die alleinstehende evangelische Frauen zu einer Lebensgemeinschaft auf christlicher Grundlage verbindet, in der sie kulturellen, kirchlichen und sozialen Zwecken dienen können.

Neben den täglichen Klosterführungen, die durch ehrenamtliche Damen und Herren unterstützt werden, hat jede Konventualin weitere Aufgaben je nach Neigung und Fähigkeiten im sozialen, pädagogischen oder kulturellen Bereich, in der Öffentlichkeitsarbeit, der Garten- und Friedhofspflege, in der Bibliothek, im Zusammenwirken mit der Kirchengemeinde oder als „Eventmanager“ in der Organisation und Begleitung kultureller Veranstaltungen sowie in der Gästebetreuung und Verwaltung zu entrichten.

Das Kloster unterhält einen Kräutergarten im Bereich des ehemaligen Küchengartens mit zahlreichen Heil- und Gewürzkräutern. Dieser stille Winkel ist erfüllt von Duft und dem Geplätscher eines Wasserlaufs. Die Klosterkirche ist von einem reich geschnitzten Hochaltar aus dem Jahre 1524 geprägt. Ebenso von der Kanzel von 1608 und der Orgel von 1645 aus der Renaissance-Zeit.

Im Museum für sakrale Textilkunst sind Altar- und Fastentücher in Leinenstickerei aus dem 13. und 14. Jahrhundert sowie große, farbige Bildteppiche und Banklaken im „Klosterstich“, die von Benediktinerinnen um 1500 gestickt wurden, sowie einzigartige Prozessionsfahnen in Temperamalerei von 1410/15 zu bewundern.

Die Weberei vor dem Kloster widmet sich moderner textiler Gestaltung. Diese ist offen und es bietet sich die Möglichkeit, den Konventualinnen bei der Arbeit über die Schultern zu schauen. In angebotenen Kursen können Kenntnisse dieser heutzutage eher seltenen Handwerkskunst erworben werden.

Nach diesen vielen Eidrücken vom Klosterleben ging es zurück ins Hotel. Am nächsten, dem letzten Tag, besuchten wir auf der Heimreise den Serengeti-Safari Park am Rande der Lüneburger Heide. Er ist Europas größter Safaripark mit mehr als 1.500 freilaufenden Wildtieren in einem naturnahen und artgerechten Zuhause.

In 14 Themenparks sind die unterschiedlichsten Tierarten aller Kontinente in zahlreichen großzügigen Landschaftsanlagen, die dem natürlichen Lebensraum dieser Tiere entsprechen, auf einer mit dem Safari-Bus oder auch Privat-PKW zu befahrenen Strecke von rd. 10 Kilometer zu bestaunen. Wir fuhren mit dem Safari-Bus unmittelbar vorbei an, Elefanten Löwen, Affen, Tigern, Giraffen, Zebras, Nashörnern, Bisons, Antilopen und vielen anderen Tieren mit informativen Erläuterungen über das Leben dieser Lebewesen in freier Wildbahn durch den Fahrer des Safari-Busses. Er verstand es dabei vorzüglich, die Gruppe mit lustigen Geschichten zu unterhalten und hatte dabei oft die Lacher auf seiner Seite. Es war für alle ein tolles Erlebnis, denn wo kann man sonst auf so einem großen Gelände wilde Tiere live erleben.

Einige Fotos zum Besuch des Safaripark:

Am frühen Nachmittag ging es dann mit vielen neuen Eindrücken zurück nach Fulda. Wir bedanken uns beim Reisebüro Happ für die hervorragende Organisation, beim Busfahrer Markus Heurich, der uns überall sicher hin chauffierte und beim Reiseleiter Werner Seibert, ein wandelndes Lexikon, für die vielen interessanten Informationen sowie die gute Reiseleitung und Betreuung.