Die Seniorenunion informierte kürzlich auf Initiative des Landtagsabgeordneten Sebastian Müller, CDU, in einer gemeinsamen Veranstaltung mit der CDU Kalbach über die neusten Maschen von Trickbetrügern und Internetkriminalität. Es referierte Karl – Josef Hahner, Kreisvorsitzender der Senioren Union und ehrenamtlicher Mitarbeiter beim WEISSEN RING, Deutschlands größter Opferhilfevereinigung.

Hahner verwies auf die aktuelle Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2023, in dem rd. 5,94 Straftaten bundesweit registriert wurden. Das bedeutet etwa 16.270 Straftaten täglich bzw. 1.440 Straftaten in der Minute. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Anzahl um 5,5% erhöht.

Es wurden 2,25 Mio Tatverdächtige ermittelt, davon 923.000 ohne deutschen Pass. Besonders auffällig sind dabei Migranten aus Georgien und den Maghreb-Staaten. Die Anzahl von Verdächtigen mit deutschem Pass mit Migrationshintergrund ist in dieser Zahl nicht berücksichtigt. Leider ist eine eklatante Zunahme von jugendlichen Straftätern und Kindern unter 14 Jahren, die noch nicht strafmündig sind, festzustellen. Hier ist die Politik gefordert zu prüfen, ob die Altersgrenzen der Strafmündigkeit in Anbetracht der Zahlen noch zeitgemäß sind.. Die Aufklärungsquote aller Straftaten liegt bundesweit bei 58,4 % und ist um 1,1 % höher als im Vorjahr. Insgesamt ist aber festzustellen, dass Deutschland zu den sichersten Ländern der Erde gehört.

In Hessen waren 397.512 Strafdelikte registriert. Das ist eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 7,8% und entspricht 1.104 Delikte täglich. Man muss dabei berücksichtigen, dass Hessen noch nie so viele Einwohner wie bisher hatte. Damit relativieren sich die Zahlen. Hessen gehört damit immer noch zu einem der sichersten Bundesländer in Deutschland.

Im Bereich Osthessen, so Hahner, leben wir auf der Insel der Glückseligen. Im Polizeipräsidium Osthessen wurde hessenweit die niedrigste Kriminalitätsrate festgestellt und darüber hinaus die auch hessenweit höchste Aufklärungsrate mit fast 70 %. Damit gehören wir auch zu den sichersten Regionen bundesweit.

Hahner ging auf die Arbeit des WEISSEN RING ein und führte aus, dass der WEISSE RING 1976 auf Initiative des ehemaligen Aktenzeichen XY – Moderator Karl Eduard Zimmermann gegründet wurde. Zum damaligen Zeitpunkt gab es für Opfer und deren Angehörige keinerlei gesetzlichen Schutz- und Entschädigungsrechte. Den Tätern wurde mehr Aufmerksamkeit geschenkt als den Opfern, besonders in den Medien. Dagegen wollten die Vereinsgründer des WEISSEN RING etwas unternehmen.

Der WEISSE RING ist heute in allen Bundesländern vertreten und verfügt über Außenstellen in nahezu allen Landkreisen mit bundesweit mehr als 3.000 ehrenamtlichen, professionell geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich in der eigenen WEISSE RING -AKADEMIE ständig fortbilden und somit immer auf dem aktuellsten Stand sind. Er ist ein gemeinnütziger Verein mit über 50.000 Mitgliedern und völlig unabhängig, denn er erhält keine staatlichen Mittel und finanziert sich selbst überwiegend aus Mitgliedsbeiträgen, Nachlässen und Spendenaufkommen.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben bis heute mehrere hunderttausend Menschen in schwierigen Zeiten unterstützt. Sie sind zur absoluten Verschwiegenheit verpflichtet. Die Hilfe umfasst persönliche Betreuung nach der Straftat, Begleitung zu Polizei, Anwälten und Gerichtsverfahren und ebenso auch finanzielle Unterstützung, wenn durch die Straftat das Opfer in finanzielle Schwierigkeiten gerät. Andere in der Opferhilfe tätige Organisationen leisten dies nicht und verweisen in solchen Fällen auf den WEISSEN RING. Auch wird i.d.R die Erstberatung beim Anwalt übernommen. Kurzum: Der WEISSE RING hört zu und begleitet die Betroffenen auf ihrem individuellen Weg zurück ins Leben.

Auch leistet der WEISSE RING Präventionsarbeit und stellt die Maschen und Tricks der Betrüger in Vorträgen, so wie heute, vor und erklärt, wie man sich davor schützen kann. Die Vorträge sind kostenfrei und werden gerne von Vereinen, Verbänden und Organisationen in Anspruch genommen.

Hahner erläuterte den Anwesenden die Tricks, Maschen und Vorgehensweisen der Täter und führte aus, warum gerade Ältere besonders gefährdet sind. Alleine im Jahr 2023 ist nur durch Telefonbetrug, vorwiegend Schockanrufe und Enkeltrick, in rd. 3.700 Fällen ein Schaden von etwa 20 Mio. EURO verursacht worden. Das ist eine Zunahme von rd. 5 % gegenüber dem Vorjahr, obwohl ständig über die Medien, die Polizei und in Präventionsveranstaltungen informiert wurde.

Ziel Krimineller ist, mit immer neuen Tricks Geld, Wertsachen und Daten von ihren Opfer zu stehlen und sie sind sehr einfallsreich und geschult, um an ihr Ziel zu gelangen. Das geschieht über das Telefon bzw. Handy, auf der Straße und belebten Plätzen insbes. bei Veranstaltungen, an der Haustüre, in digitalen Medien wie WhatsApp und im Internet. Und hier sind Ältere besonders gefährdet, denn viele von ihnen kennen sich mit digitalen Medien nicht so gut aus und sind leichte „Beute“. Meist handelt es sich um organisiertes Verbrechen. Den Tätern kommt zugute, dass sich Ältere, die auf sie reingefallen sind, sich oft scheuen die Tat anzuzeigen, sodass es auch keine Ermittlungen durch die Polizei gibt. Deswegen ist es wichtig, alle Taten anzuzeigen, so Hahner.

Die Vorgehensweise ist nahezu identisch. Beim Enkeltrick oder Schockanruf wird das vermeintliche Opfer angerufen und ihm oder ihr mit weinerlicher Stimme erzählt, man brauch dringend Geld, weil man einen Unfall gebaut hat und jetzt eine Kaution hinterlegen muss um nicht inhaftiert zu werden, oder man dringend Geld benötigt, weil man sein Auto kaputtgefahren hat, aber das Geld für die Reparatur fehlt oder sofort ein günstige Gelegenheit hat z.B. eine Immobilie zu erwerben. Das Gespräch am Telefon beginnt meist mit „Hallo Oma, ich bin`s, Dein Enkel“ in einer sehr aufgewühlten Stimme. „Kannst Du mir helfen“. Bei dem Vortrag wurde dies mit einem kurzen Filmbeitrag verdeutlicht.

Ähnlich ist das beim falschen Polizeibeamten der sein Opfer anruft und erklärt, dass z.B. z. ZT. eine Einbruchserie in der unmittelbaren Nachbarschaft stattfindet und erkundigt sich nach Wertsachen. Auf dem Display des Telefons erscheint die Telefonnummer 110. Er ruft meist ein paar Tage später noch mal an und fragt nach, ob dem vermeintlichen Opfer irgendetwas ungewöhnliches aufgefallen ist und erschleicht sich somit das Vertrauen. Danach erfolgt ein weiterer Anruf und er fordert das Opfer auf, die Wertsachen der Polizei zu übergeben, damit diese solange sicher verwahrt werden können, bis die Gefahr vorbei ist.

Egal wer anruft: Niemals Auskunft über Vermögensverhältnisse geben. Die Polizei wird auch nie unter der Nummer 110 anrufen, denn das ist eine Notrufnummer für Bürger um die Polizei zu erreichen. Im Zweifelsfalle über das eigene Telefon bei der Polizei anrufen, Sachverhalt schildern und nachfragen.

Dasselbe gilt: Wenn Unbekannte vor der Haustüre stehen und um Zugang bitten, sich erst vergewissern, ob die Angaben stimmen. Wohnungstüre möglichst mit Spion und Verriegelungskette ausstatten und erst entriegeln, wenn Sie sich absolut sicher sind. Wenn es sich um Hausmeister, Handwerker usw. handelt, bei dem jeweiligen Arbeitgeber über das eigene Telefon nachfragen

Über WhatsApp oder SMS versuchen Betrüger ebenso ihre Opfer zu kontaktieren. Es kommen Nachrichten, dass ein Paket nicht zugestellt werden konnte und es wird um Übermittlung verschiedener Daten gebeten. Oder „hallo Oma, ich habe mein Handy verloren und ein neues Handy mit neuer Telefonnummer. Ich muss Geld – es wird meist ein hoher Betrag genannt – überweisen und das geht jetzt nicht, weil im neuen Handy diese Funktion noch nicht eingerichtet ist. Kannst Du mir helfen“. Es wird dann erklärt, dass der Betrag sofort zurückgezahlt wird, wenn das Handy wieder funktioniert. Auch das ist eine Betrugsmasche. Im Falle einer Zahlung ist das Geld weg.

Auch hier: Prüfen, ggfs auf der altbekannten Nummer zurückrufen und sich vergewissern und keinesfalls ungeprüft irgendetwas überweisen. Auch niemals Daten wie PIN`s, Kontodaten, Kreditkartennummern oder ähnliches mitteilen.

Ein Filmbeitrag zeigte, wie man sich vor Taschendieben schützen kann. Es wird empfohlen, Rücksäcke vor dem Körper zu tragen, damit niemand den Rucksack unbemerkt öffnen kann. Geldbeutel, Brieftaschen oder Handys eng am Körper tragen, niemals in der Gesäßtasche. Handtaschen um den Hals entweder auf der Vorderseite des Körpers mit Verschluss auf der Körperseite oder um den Hals über die Schulter und ebenfalls den Verschluss zum Körper hin tragen.

Trickbetrüger rufen an oder teilen per Mail oder WhatsApp mit, man habe bei einem Gewinnspiel gewonnen. Hierbei handelt es sich meist um einen Betrugsversuch. Nur wer an einem Gewinnspiel teilgenommen hat kann gewinnen. Äußerste Vorsicht ist geboten, wenn die Ausgabe des Gewinns an eine Gegenleistung gebunden ist.

Hahner ging dann auf Internetkriminalität ein. Das Internet bietet Kriminellen ein riesiges Betätigungsfeld und nicht jeder ist im Umgang damit absolut vertraut – und gerade das nutzen Betrüger schamlos aus. Online-Shopping erzielt immer größere Marktanteile, ist bequem von zu Hause möglich und anonym. Kriminelle richten hier unter bekannten aber täuschend echt veränderten Internetadressen Web-Shops ein mit dem einzigen Ziel, Käufer zu täuschen. Sie bieten angeblich hochwertige Ware zu extrem günstigen Preisen an. Niemand hat etwas zu verschenken oder lebt vom Drauflegen, sodass hier äußerste Vorsicht geboten ist. Meist wird Vorkasse verlangt. Es wird gezahlt, aber die Ware kommt dann nicht oder es kommt minderwertige Ware. Deswegen vorher prüfen, ob es sich um einen seriösen Anbieter handelt und ggfs. sich auch die Bewertungen im Internet ansehen. Auf Seiten des Verbraucherschutzes oder „Trusted Shop“ erhält man Auskünfte. Wichtig: Niemals Geld an ausländische Konten überweisen. Am sichersten ist eine Barabwicklung.

Betrüger haben es aber nicht nur auf Geld abgesehen, sondern sind daran interessiert, an sensible Daten von Opfern zu gelangen. Man nennt das „Phishing“. Dieser Begriff ist eine Zusammensetzung aus den Wörtern „fishing“ = fischen und „password“ > nach Passwörten fischen. Per E-Mail, SMS oder WhatsApp versuchen Kriminelle an die Daten ihrer Opfer wie Bankverbindung, Kreditkartennummer, PIN`s und Passwörter zu kommen. Mit täuschend echt wirkenden Mails, Nachrichten oder Schreiben von Banken, Versicherungen, Amazon, DHL u.a. wird das Opfer aufgefordert, zum Datenabgleich ein Formular oder ähnliches auszufüllen. in dem persönliche Daten abgefragt werden. Dabei wird gedroht, dass die Nutzung des Kontos eingeschränkt wird oder die Zustellung eines Pakets nicht erfolgen kann. Auch wird oft über Anrufer von „Microsoft“ meist in schlechtem Deutsch mitgeteilt, dass der Computer mit Viren befallen ist und man sofort reagieren muss. Es wird ein Horrorszenario geschildert und gedroht, dass die Nutzung des Computers nicht mehr möglich ist. Sie fordern das vermeintliche Opfer auf, dem vermeintlichen Mitarbeiter einen Fernzugriff auf den Rechner zu gestatten, damit er die Viren beseitigen und den Computer wieder funktionsfähig machen kann. Vorsicht: Niemals einem Fremden Zugriff auf ihren Computer gewähren. Das einzige Ziel des Anrufers ist, die Daten des Opfers auszuspionieren, einen Trojaner zu installieren um dauerhaft einen Zugriff auf den Computer zu erhalten, um ständigen Zugriff auf das Konto des Opfers zu haben.

Nach rd. 80 Minuten kam Hahner zum Ende seiner Ausführungen. Er führte aus, dass es noch weitere Betätigungsfelder von Trickbetrügern gibt und diese mit ständig neuen Maschen versuchen, Ihre Opfer zu betrügen. Die Senioren Union Fulda steht in Kooperation mit dem WEISSE RING gerne für weitere Vorträge bereit. Die Vorträge sind kostenfrei. Er dankte dem CDU-Ortsverband Kalbach und dem Landtagsabgeordneten der CDU, Sebastian Müller, für die Organisation dieser Veranstaltung.