Der Harz ist Deutschlands nördlichstes Mittelgebirge. Vor der Wiedervereinigung geteilt in Ost und West, hat er in den letzten Jahren einen rasanten Aufschwung erlebt. Er zeigt sich landschaftlich mit ganz unterschiedlichen Gesichtern: sanfte Hügel im Südharz, schroffe Felsen und wildromantische Täler im Nordharz, zahlreiche Relikte aus fast 1000-jähriger Bergbaugeschichte, zahlreiche Stauseen im Oberharz, der Brocken mit 1141,2 m höchster Berg in Norddeutschland und viele gut erhaltene Fachwerkstädte. Goslar im Westharz und Wernigerode, Halberstadt sowie Quedlinburg im Ostharz, in denen man teilweise noch ein geschlossenes mittelalterliches Stadtbild vorfindet, sind große Anziehungspunkte für Touristen. In vielen Städten fühlt man sich beim Bummel über das historische Kopfsteinpflaster schnell in eine vergangene Epoche versetzt. Auch Hollywood hat diese Städte für zahlreiche Filme mit namhaften Schauspielern u.a. George Clooney oder Brad Pitt entdeckt.

Auf der Anreise über die A 7 Richtung Norden über die Abfahrt Rhüden besichtigten wir die alte Kaiserstadt Goslar. Sie wurde erstmalig 979 urkundlich erwähnt. Die UNESCO – Welterbe-Stadt war einst mittelalterliche Handelsmetropole und Machtzentrum der deutschen Kaiser. Die Stadtgeschichte, die prächtige Kaiserpfalz, die Reste mittelalterlicher Stadtbefestigungen, zahlreiche Kirchen und die vielen restaurierten Fachwerkhäuser wurden uns in einer sehr informativen und kurzweiligen Stadtführung erläutert. Seit 1992 gehört die Altstadt Goslars gemeinsam mit dem Erzbergwerk Rammelsberg zum Weltkulturerbe der UNESCO, seit 2010 gehören auch die Wasserleitungssysteme des Oberharzer Wasserregals dazu.

Der imposante Bau der Kaiserpfalz, eine burgartige Palastanlage, wurde im 11. Jahrhundert von Heinrich III. erbaut und machte den Ort zu einem wichtigen Herrschaftszentrum. Als Wanderkaiser zogen die Herrscher im Mittelalter von Pfalz zu Pfalz, denn keine der mittelalterlichen Städte war in der Lage, den Hofstaat das ganze Jahr über zu versorgen. Im Mittelalter fanden in der Kaiserpfalz Goslar Hoftage und Reichsversammlungen statt.

Unmittelbar hinter der Kaiserpfalz liegt der Rammelsberg, ein ehemaliges Erzbergwerk. Es war das erste industrielle Baudenkmal Deutschlands, in dem bereits vor 3.000 Jahren die Menschen Bergbau betrieben. Vor etwa 1.000 Jahren begann unter der Herrschaft der Ottonen die systematische Erzgewinnung. 1988 wurde das Bergwerk stillgelegt und dient heute als Besucherbergwerk. Der Rammelsberg war auch Drehort für den Hollywoodfilm Monuments Men u.a mit George Clooney, Bill Murray, Cate Blanchett, John Goodman.

Bei dem Rundgang durch die engen kopfsteingepflasterten Gassen mit zahlreichen unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten restaurierten geschichtsträchtigen Häusern wie das Bäckergildehaus, Kemenate Röver oder dem Stammsitzhaus der Familie Siemens aus dem Jahre 1692/93, dem Schuhhof, Goslars ältestem Platz bis hin zum Marktplatz, und den Erläuterungen des Stadtführers konnte man die Geschichte der Stadt hautnah und eindrucksvoll erleben.

Der Marktplatz mit dem großen Brunnen, dem Rathaus und den ungleichen Türmen der Marktkirche lud zum Verweilen ein. Die Blicke und Fotoapparate richteten sich dabei auf den Zwerchgiebel des Kämmereigebäudes an der Ostseite des Marktplatzes. 12.00 Uhr: Drei Türchen öffneten sich und ein Figurenumlauf erzählt, untermalt von einem Glockenspiel, mit dem Steigerlied u.a. die Geschichte des Rammelsberger Bergbaus von der sagenhaften Entdeckung durch den Ritter Ramm bis zur Neuzeit. Das Glockenspiel ertönt vier mal täglich um 9.00, 12.00, 15.00 und 18.00 Uhr.

Weiter ging es dann nach Halberstadt, Tor zum Harz genannt, der Kreisstadt des in 2006 in der Gebietsreform neu entstandenen Landkreises Harz, rd. 40.000 Einwohner, in Sachsen Anhalt. Bekannt ist Halberstadt durch den mittelalterlichen Dom und die Halberstädter Würstchen, welche weltweit vertrieben werden.

Die Domkirche wurde zwischen 1236 und 1486 nach dem Vorbild französischer Kathedralen errichtet. Die Innenstadt wurde am 8. April 1945 durch einen Luftangriff der US-amerikanischen Bomber zu mehr als 80 % zerstört. Auch der Dom wurde von 12 Bomben schwer getroffen. Unter anderem war das Dach über dem Chor und dem Querschiff völlig zerstört. Die Turmhelme hingegen sind stehengeblieben. Die Glasmalereien sowie die meisten Kunstwerke überstanden die Bombardierung dank einer vorherigen Auslagerung. Die DDR Denkmalpflege unternahm nach dem Krieg umfangreiche Maßnahmen zur Sicherung und Wiederherstellung der großen gotischen Kathedrale.

Die Altstadt hingegen mit seinen über tausend Fachwerkhäusern wurde nahezu völlig zerstört. Die DDR zeigte hier wenig Interesse für den Erhalt der historischen Bausubstanz, sodass erst nach 1990 viele Bauwerke wieder saniert wurden. Die DDR baute die zerstörte Innenstadt nach sozialistischem Bauverständnis wieder auf, und der noch erhaltene Bestand der Fachwerkhäuser wurde gezielt dem Verfall preisgegeben. Denkmalpflege oder Rekonstruierung des alten Stadtbildes hatten zur DDR-Zeit wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Bedeutung.

Halberstadt, der einstige Missionsstützpunkt wurde durch Karl den Großen im Jahre 804 Bischofssitz. 989 wurde dem Bischof Hildeward von Halberstadt durch König Otto III. das Markt, Münz- und Zollrecht verliehen. Im 18. Jahrhundert waren ein Zehntel der Stadtbewohner jüdisch.

Beim Stadtrundgang führte uns die Stadtführerin zunächst zum neu gebauten Rathaus mit Rekonstruktionen von Teilen der Fassade und der Ratsstube des im Krieg zerstörten Vorgängerbaus. Vor dem Rathaus steht die Rolandstatue. An der Westfassade wurde 2004 ein neues Porzellanglockenspiel aus Meißner Porzellan mit 25 Glocken angebracht. Weiter ging es zum Domplatz, einem historischen Ensemble, im Osten begrenzt vom Dom und im Westen von der Liebfrauenkirche. An der Nordseite befinden sich die historischen Domherrenkurien, in dem sich verschiedene museale Einrichtungen befinden, im Süden stehen das ehemalige Domgymnasium und die Dompropstei, heute genutzt von der Hochschule Harz. Leider waren der Dom und das Museum mit dem einzigartigen Domschatz und seinen zahlreichen Kunstwerken und Objekten aus dem Mittelalter geschlossen. Der Domschatz gilt als einer der wertvollsten und reichhaltigsten Sammlungen Europas.

Jetzt ging es weiter in unser Vier-Sterne Hotel „Gut Voigtländer“ in Blankenburg, unserem Domizil für die nächsten Tage. Ein tolles Hotel mit sehr großen Zimmern.

Der nächste Tag war dem Ostharz vorbehalten. Zunächst blieben wir in Blankenburg und besichtigten die barocken Gärten. Zusammen mit dem kleinen Schloss entfalten die Barockgärten alle Pracht des höfischen Wesens zu Zeiten des Braunschweiger Herzogs Ludwig Rudolf zu Braunschweig-Wolfenbüttel (1671 – 1735). Das kleine Schloss und der dazugehörige barocke Schlossgarten wurden nach 1990 liebevoll mit versteckten Lauben, Skulpturen und Wasserspielen denkmalgerecht restauriert. Zu dem Gartenreich gehören der nahe Berggarten, die Stadtmauer, der moderne Fasanengarten und der landschaftliche Schlosspark. Über dem barocken Schlossgarten befindet sich das große Schloss, ehemaliges Eigentum der Welfen, jetzt im Besitz eines Vereines auf ehrenamtlicher Basis, der von der Stadt und vom Land gefördert wird, um dieses Bauwerk zu sanieren.

Anschließend fuhren wir weiter zum Kloster Michaelstein am Ortsrand von Blankenburg, einst eine Zisterzienser Abtei. Die ursprüngliche Klostergeschichte liegt weit vor der Zisterzienserzeit, und geht zurück auf das 9. Jahrhundert. Es heißt, die Einsiedlerin Luitbirg habe sich in einer Naturhöhle, etwa 3 km talauswärts, zurückgezogen. 956 schenkte Otto I. dem Stift Quedlinburg eine dem Erzengel Michael geweihte Kirche an dieser Stelle mit zugehörigen Ortschaften. Dabei wird die benachbarte Höhle als ehemalige Wohnstätte der Einsiedlerin genannt.

Die Zisterziensergeschichte begann in den 1130er Jahren. Graf Burchard von Blankenburg, Lehnsmann des Blankenburger Stiftes, übereignete im 12. Jahrhundert mit Erlaubnis der Äbtissin mehrere Güter zur Stiftung eines Klosters. Er trat später selbst in dieses als Mönch ein. Mit Einführung der Reformation in der Grafschaft Blankenburg legte 1543 der letzte katholische Abt seine Würde nieder. Die Abtei wurde mit allen Liegenschaften und Einkünften, mit Briefschaften und Siegeln übergeben, und es wurde ein protestantischer Abt in Michaelstein eingeführt. Bis zum Erlöschen des adligen Geschlechts im Jahre 1599 verblieben die Abtei und Prälatur in den Händen der Blankenburger Regensteiner.

Heute ist die Anlage ein Ort der Ruhe und Begegnung. Von dem ehemaligen Wirtschaftshof sind viele Gebäude erhalten und restauriert. Den Mittelpunkt des Klosterkomplexes bildet das mittelalterliche Klausurgebäude mit Kreuzgang, Refektorium und Kapitelsaal. Das Gebäude ist mit dem Klostergarten und der Musikausstellung als Museum öffentlich zugänglich.

Das Kloster Michaelstein ist heute nicht nur ein Ort der Stille, sondern auch ein Ort der Musik. Bereits in den 1960er Jahren gegründet, ist Michaelstein bekannt als Einrichtung für Musikpraxis, Weiterbildung und Forschung. Die Musikakademie Sachsen Anhalt für Bildung und Aufführungspraxis bietet hier Kurse, Weiterbildungen und Konferenzen an und ist als Ort für Proben bei Musikern sehr beliebt. In Konzertreihen wird alte ebenso wie neue Musik angeboten.

Auf dem Gelände befindet sich auch eine Fischzuchtanlage mit angegliederter Gastronomie, die bei Kennern und Fischliebhaber sehr beliebt ist.

Anschließend starteten wir zur Rundfahrt durch den Ostharz über Hasselfelde mit der größten Westernstadt Deutschlands als touristischer Anziehungspunkt für Westernfans. In Stiege, etwa 1.000 Einwohner groß, dem nächsten Ort auf unserer Rundfahrt, wurde darüber informiert, dass dort eine einmalige Stabkirche, ein Unikat, 116 Jahre alt, vor Kurzem umgesetzt wurde. Sie lag mitten im Wald und war vom Vandalismus heimgesucht. Die Stieger Einwohner sammelten rd. 1,1 Mio. EURO und legten den finanziellen Grundstein für das Versetzen dieser Kirche. Die Kirche wurde komplett abgebaut, die schweren Teile per Kran umgesetzt und vollständig an neuer Stelle mit Hilfe der Werkstätten für Denkmalpflege wieder aufgebaut. Kein Balken war mehr übrig, alles ist weg. Die Medien haben hierüber ausführlich berichtet (MDR Fernsehen, ARD, ZDF, RTL und viele andere, auch ausländische). Weiter ging es über Güntersberge, Alexisbad, Harzgerode nach Thale zum Hexentanzplatz.

Der Hexentanzplatz in Thale gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Ausflugszielen im Harz. Man erlebt hier wunderbare Ausblicke in das mystisch wirkende Bodetal mit Blick auf die Rosstrappe, ein 403 m hoher Granitfelsen über dem Bodetal.

Die Sage beschreibt, dass einstmals im Harz furchterregende Riesen gelebt haben sollen. Einer von ihnen namens Bodo begehrte die bildschöne Königstochter Brunhilde. Eines Tages war Bodo im Wald zur Jagd unterwegs und traf auf Brunhilde, die mit ihrem Pferd ausritt. Der Riese wollte sie in seine Gewalt bringen und jagte sie quer durch das Gebirge. Am Hexentanzplatz hatte er sie fast eingeholt. Vor ihnen tat sich eine tiefe Schlucht auf. Brunhilde, die Angst im Nacken und vom Riesen getrieben, gab ihrem Pferd entschlossen die Sporen und sprang mit ihrem wackeren Ross über das Tal hinweg bis auf den gegenüberliegenden Felsen. Dort hinterließ der Aufprall des Pferdehufes einen tiefen Abdruck im Gestein. Der Felsen erhielt später den Namen „Rosstrappe“, wo noch in unseren Tagen der Abdruck des Hufeisens bestaunt werden kann. Bei diesem waghalsigen Sprung verlor die Prinzessin ihre schwere goldene Krone. Der Riese Bodo war zusammen mit seinem Pferd zu schwer für diesen Sprung und stürzte in das Wasser des Bergflusses, welcher tief unten im Tal entlang floss. Der reißende Fluss wird seither nach dem Riesen Bodo als „Bode“ benannt. In einen schwarzen Hund verwandelt bewacht Bodo bis heute im dortigen Kronensumpf die Krone der Prinzessin.

Auf dem Hexentanzplatz befindet sich das Bergtheater Thale (derzeit Bauarbeiten), ein Tierpark und eine Sommerrodelbahn der Fa. Wiegand aus Rasdorf. Das größte Ereignis im Jahr ist die Walpurgisnacht am 30. April, in der sich Hexen und Teufel auf dem sagenumwobenen Platz sammeln und gemeinsam feiern. Mehr als 10.000 Besucher, viele davon als Hexen oder Teufel aufwändig verkleidet, machen diese Veranstaltung mit atraktivem Programm mit Lasershow, Feuerwerk und vieles mehr zu einem besonderen Event.

Das nächste Ziel unserer Rundreise durch den Ostharz war Quedlinburg, seit dem Jahr 1994 UNESCO-Welterbestadt, einstige Königspfalz und Mitglied der Hanse mit einer über 1000jährigen Geschichte. Verwinkelte Gassen, uraltes Kopfsteinpflaster und weiträumige Plätze, umsäumt von alten Fachwerkhäusern, bestimmen das Stadtbild der Altstadt. Überragt wird das Ganze vom massigen Sandsteinfelsen mit den Stiftsgebäuden der romanischen St. Servatius Kirche.

Am Finkenherd, zu Füßen des Burgberges, soll der Sachsenherzog Heinrich 919 die Königskrone empfangen haben. Er und seine Nachfolger machten die Pfalz Quedlinburg zu einem wichtigen Zentrum der Reichspolitik. Heinrich I. wurde hier beigesetzt. Seine Gemahlin Königin Mathilde gründete an dieser Stelle im selben Jahr ein Damenstift, das fast 900 Jahre lang Bestand hatte.

In der Stadt können auf einer Fläche von rd. 80 ha über 2.000 malerische Fachwerkhäuser bestaunt werden. Hier lässt sich an den oft reich geschmückten Fassaden die Entwicklung dieser Bauweise über acht Jahrhunderte ablesen. Dieses einmalig geschlossene historische Stadtbild sowie die Stiftskirche und Stiftsgebäude auf dem Schlossberg macht Quedlinburg zu einer der bedeutendsten Fachwerkstädte in Deutschland. Während eines informativen und kurzweilig geführten Stadtrundgangs wurde uns die Geschichte der Stadt mit ihren vielen kleinen und großen Denkmälern erläutert.

Im Anschluss an den Stadtrundgang: Abendessen im Biergarten der rustikalen Brauhaus Lüdde.

Der nächste Tag begann mit einem Besuch in Elbingerode, eine mehr als 800 Jahre alte harztypische Bergbaustadt. Hier wird im Tagebau eines der reinsten Kalkvorkommen Europas abgebaut. Die Kalklagerstätte ist so ergiebig, dass das vorhandene Vorkommen noch mehr als 100 Jahre abgebaut werden kann. Die Kalkwerke sind ein großer Arbeitgeber in der Region. Die Stadt Elbingerode und seine Stadteile Rübeland und Königshütte wurden 2006 im Zuge der Gebietsreform in Sachsen Anhalt Bestandteil der neu gebildeten Stadt Oberharz am Brocken. Der Verwaltungssitz blieb in der Stadt Elbingerode.

Auf der Hinfahrt gab es einen kurzen Halt an der Rappbodetalsperre in der Gemarkung Rübeland. Dieses Prestige-Projekt der DDR wurde in den Jahren 1952 bis 1959 errichtet. Die ersten Überlegungen zum Bau dieser Talsperre gab es schon 1891. Die Bauarbeiten begannen während des zweiten Weltkrieges, mussten dann aber kriegsbedingt eingestellt werden. Die DDR griff das Projekt wieder auf, die ursprüngliche Anlagenplanung wurde weitestgehendst beibehalten, das Projekt noch um die Trinkwassergewinnung erweitert. Die Staumauer ist nahezu vollständig gerade, rd. 415 m lang und 106 m hoch mit einer Sohlenbreite von 801 m, die durch ihr Eigengewicht die Rappbode aufstaut. Sie ist die höchste Staumauer Deutschlands. Das gestaute Wasser dient vor allem der Trinkwasserreserve. Den Transport des Trinkwassers führt die Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz durch. Die Druckleitungen verlaufen bis Halle und Leipzig. Auch dient die Talsperre im Rahmen ihres Wasserkraftwerkes durch eine von E.ON Avacon betriebene Wasserturbine mit einer Leistung von 5,6 MW der Stromerzeugung. In der Talsperre kommen Bachforellen, Regenbogenforellen, Hechte, Flussbarsche, Zander, Aale, Maränen, Karpfen, Schleie und andere zahlreiche Weißfische vor, sodass hier auch Fischerei stattfindet.

Die Rappbodetalsperre mit einer Stauseelänge von 8 km bildet das Kernstück des Bodetalsperrensystems, zu dem 6 Talsperren gehören. Die Wasserfläche beträgt ca. 390 ha bei einem Stauinhalt von 109 Millionen Kubikmeter Wasser.

Zwei junge Start Up Unternehmer haben vor einigen Jahren hier ein Tourismusmagnet in unmittelbarer Nähe zur Staumauer angesiedelt. Seit Frühling 2017 begeistert eine Hängebrücke über die Talsperre in 75 m Höhe viele Touristen. Zum Angebot gehört auch ein sog. Wall-Running. Man kann die Staumauer herab laufen. Mit einer Spezialausrüstung geht es von der Mauerkrone 43 m hinab mit purem Glücksgefühl und Adrenalin. Ebenso kann man auf 1 km Länge und einer Höhenüberwindung von 120 m mit einer Seilrutsche und Geschwindigkeit mit bis zu 85 km/h die Talsperre hängend an einem Drahtseil überfliegen und einen unglaublichen Blick über das Bodetal genießen. Leider konnten wir vor Ort das Spektakel nicht live verfolgen. Die Anlage öffnete erst später.

Der nächste Anlaufpunkt war die Stadt Elbingerode. Wir wurden vor der Stadtkirche St. Jacobi, dem Wahrzeichen der Stadt, vom Ortsbürgermeister Rudolf Beutner und Ortschronisten Günther Breutel sowie vom Stadtrat Dieter Fehsecke empfangen.

Günther Breutel, Ortschronist und mit der Geschichte Elbingerode bestens vertraut, hielt in der Kirche einen kurzweiligen interessanten Vortrag über die mehr als 150 jährige Geschichte der Kirche St. Jacobi. Sie wurde 1863 im neugotischen Baustil an der Stelle errichtet, an der nach zwei großen Bränden bereits Kirchen der Stadt standen. Zur Einweihung am 25. Oktober 1863 reisten der Hannoveraner König Georg V. und sein Sohn, Kronprinz Ernst August von Hannover, mit großem Gefolge persönlich an und nahmen an der Einweihungsfeier teil. Die Kirchengemeinde war seit dieser Zeit sehr aktiv und prägte das Leben in der Stadt. Die Weltkriege und die beiden totalitären Systeme führten zu einem deutlichen Rückgang in der Kirchengemeinde. Der politisch gewollte Atheismus zur DDR-Zeit hat deutliche Spuren hinterlassen. Zur Wendezeit fand eine nur kurze Wiederbelebung statt. Im Jahre 2002 übernahm dann ein noch sehr junger Pfarrer mit großem Elan die vakante Pfarrei und er verstand es, das kirchliche Leben in der Stadt Elbingerode zu neuem Leben zu erwecken. Es begann ein Prozess der Rückbesinnung auf christliche Werte. Pfarrer Wachter nahm sich vor, das Gotteshaus zu sanieren und zu einem Ort der Hoffnung und des Glaubens als Begegnungsstätte zu etablieren. Zusammen mit dem Pfarrgemeinderat, den vielen ehrenamtlichen Helfern und großem Engagement wurde mit Fördermittel die Kirche vollständig saniert. Sie ist heute für alle Besucher der Stadt ein großer Anziehungspunkt. Sie ist barrierefrei, verfügt über eine WC-Anlage und über eine Winterkirche. Das Gotteshaus ist mit moderner Technik ausgestattet, u.a. auf jeder Seite des Kirchenschiffs eine Leinwand, auf welche die zu singenden Lieder projiziert werden.

Begrüßung auf dem Kirchenvorplatz, der gleichzeitig als Schulhof dient

Günther Breutel (auf dem Foto ganz rechts) ging anschließend, gespickt mit interessanten Anekdoten, auf die bewegte Geschichte der Stadt Elbingerode, die im Jahre 1206 erstmals als Alvelingeroth urkundlich erwähnt wurde, ein. In dieser Urkunde bestätigte Papst Innocenz III. dem Stift Gandersheim Alvelingeroth mit Kirchen als Besitztum.

Die Geschichte begann bereits vorher. Der Name Alvelingeroth soll auf Bewohner der Elbe (Alblinger) zurückzuführen sein. Um das Jahr 1074 wurden nach einer Überlieferung rd. 600 Familien aus ihrer Heimat in Holstein durch einen Slawenführer vertrieben, und sie siedelten sich im Harz an. In dieser Zeit hatte der deutsche Kaiser Heinrich IV. den Nordharz mit einigen Burgen zum Schutze seines Eigentums und der Stärkung seiner Macht gegenüber den sächsischen Adeligen verstärkt. Heinrich IV. nutzte den Zuzug der Siedler als Arbeitskräfte und wirtschaftliche Basis für den Bau und die Unterhaltung der Befestigungsanlagen und die Erzgewinnung und -verarbeitung.

Im Laufe der Geschichte wechselten oft die Besitzer von Elbingerode: Blankenburger-Regensteiner-, Braunschweiger-, Wernigeröder-, Stolberger-, Hohnsteiner-, Grubenhagsche-, Hannoveraner- und preußische Herrschaftshäuser wechselten sich als Besitzer ab und das Amt und der Ort wurden oft verpfändet. Erst ab 1866, als Elbingerode zur Preußischen Provinz Hannover kam und der Berghauptstadt Clausthal unterstellt wurde, kehrte Stabilität ein. Später wurde Elbingerode dem Kreis Ilfeld angeschlossen und 1932 dem Landkreis Wernigerode zugeordnet. Mit der Gebietsreform 2004 – 2006 verlor Elbingerode endgültig seine Eigenständigkeit und ging in der Stadt Oberharz am Brocken unter. Der Verwaltungssitz blieb in der Stadt. Die Landkreise Wernigerode, Halberstadt und Quedlinburg schlossen sich zum neuen Landkreis Harz 2006 zusammen, zu dem die Stadt jetzt gehört.

Günther Breutel erzählte die Geschichte über die Gefangennahme eines französischen Marschalls im Jahre 1744, in der Elbingerode europaweit auf sich aufmerksam machte. Es war die Gefangennahme des französischen Marschalls Belle Isle durch den Elbingeröder Amtmann Johann Hermann Meyer. Es herrschte Krieg zwischen Österreich und Frankreich. Marschall Belle Isle sollte als Gesandter des französischen Königs Ludwig XV. zum preußischen König Friedrich II. reisen um ihn enger in eine Allianz gegen Österreich einzubinden, denn die Österreicher wurden von England unterstützt. Der französische Marschall wollte von München aus über Kassel und weiter über den Harz nach Berlin auf einer preußischen Postroute anreisen, wobei er hannoversches Gebiet meiden sollte. Nun lag aber die preußische Poststation in Elbingerode auf hannoverschem Gebiet, was dem französischen Marschall allerdings nicht bekannt war. Der Elbingeröder Amtmann Meyer erfuhr durch einen preußischen Postmeister, dass der Marschall am 21. Dezember 1844 Elbingerode passieren würde und entschloss sich, ihn gefangen zu nehmen. Er bat um die Entsendung eines Kommandos Soldaten der Burg Scharzfels. Der Marschall reiste schneller als geplant und sollte schon einen Tag früher in Elbingerode eintreffen. Meyer erfuhr davon und mobilisierte einen Teil der Elbingeröder Bürgerschaft und beurlaubter Soldaten. Er befahl den Fuhrleuten bei Strafe, keine Pferde herauszugeben. Als gegen Abend die Kolonne des Marschalls die Poststation erreichte, fragte Meyer nach einem Pass des englischen Königs oder der Landesregierung. Die Frage wurde verneint, sodass die Gefangennahme erfolgte. Der Marschall samt seinem Tross wurde am nächsten Tag zur Belle Isle und später nach Osterrode gebracht. Am 9. Februar 1745 wurde er über Stade mit dem Schiff nach England gebracht. Amtmann Meyer wurde für diesen Alleingang mit 500 Reichstalern belohnt und zum Oberamtmann in Ricklingen bei Hannover befördert.

Anschließend besuchten wir die Heimatstube der Stadt mit ihrer umfangreichen und informativen Ausstellung über die Geschichte und das Leben in der Stadt. Die Heimatstube entstammt einer Idee des damaligen Grundschulleiters Friedrich Schulz und wurde durch viele ehrenamtliche Helfer insbes. aus dem Harzclub, ebenso auch vielen anderen, mit Hilfe von Spenden und Fördermittel erbaut und eingerichtet. Am 1. September 1999 fand die Einweihung statt. Günther Breutel und Dieter Fehsecke führten durch die Heimatstube und gaben Erläuterungen zu den einzelnen Ausstellungsstücken.

Elbingerode ist eine Stadt mit vielen Vereinen, in den 1990er Jahren waren es über 40 Vereine. Dementsprechend groß ist auch das ehrenamtliche Engagement der Einwohner. Die Finanzlage aller Kommunen im Oberharz ist sehr angespannt. Ohne das große ehrenamtliche Engagement der Einwohner wären hier viele Dinge nicht möglich – auch der Zusammenhalt und die Identifizierung der Bürger mit ihren Städten und Gemeinden ist hier sehr ausgeprägt.

Nicht weit entfernt von der Heimatstube befindet sich das Diakonie Mutterhaus Neuvandsburg. Die bis zum vorigen Jahr als Oberin fungierende Schwester Anita Rost begrüßte unsere Gruppe auf dem Parkplatz und informierte bei einem interessanten Rundgang über die Geschichte der Schwesternschaft und die Architektur des Mutterhauses, welches sehr an den modernen Bauhausstil angelegt ist.

Begrüßung durch Schwestrer Anita Rost auf dem Gelände des Mutterhauses

Die in 1899 in Vandsburg/Westpreußen gegründete Schwesternschaft musste nach dem 1. Weltkrieg das Stamm-Mutterhaus verlassen und fanden 1921 in Elbingerode ein neues Zuhause. Sie nannten dies „Neuvandsburg“. Sie erwarben das christliche Kurhotel Bad Waldheim mit weiterem Grundbesitz in Elbingerode. Die Schwesternschaft wuchs so schnell, dass aufgrund der Raumnot Baupläne geschmiedet werden mussten. Entscheidend für die Planungen war die damalige Oberin Schwester Klara Sagert, die bereits in Marburg Verantwortung für das dortige Mutterhaus trug. Sie traf den jungen Architekten Godehard Schwethelm, der ein völlig neues Gebäude im modernen Bauhausstil zweckmäßig, schlicht und zeitlos konzipierte. Es wurde im Juni 1934 eingeweiht, ist bis heute nahezu unverändert und zählt zu den bedeutendsten Zeugnissen des neuen Bauens.

An den fünfgeschossigen Hauptteil schließt sich ein zweigeschossiger Seitenflügel an, beides mit blass-beigem Klinker verblendet. Die Ausstattung war und ist ausgesprochen modern. Zu ihr gehörten schon damals ein Fahrstuhl, eine Telefonzelle, Turbinen zur Stromerzeugung, Wandschränke und ein Geschirrspüler, der erst während der Sanierung zwischen 1993 und 1995 ausgetauscht wurde. Der Kirchsaal mit bunten Glasfenstern wird aufgrund seiner offenen und flexiblen Gestaltung nicht nur kirchlich, sondern sehr vielfältig genutzt. Die Bestuhlung sowie die Kanzel sind nicht fest installiert, der Altar mit Kreuz ist schlicht gestaltet. Die Bühne im Kirchsaal ist transportabel, ebenso existiert eine Leinwand. Eine Falttüre trennt den Kirchsaal vom Wintergarten, sodass sich der Kirchsaal vergrößern lässt.

Einzigartig in Deutschland ist das Schwimmbad mit Bäderabteilung unterhalb des Kirchsaals. Beim Bau des Gebäudes stellte sich die Frage, die Überproduktion der Heizkessel für ein Gewächshaus oder einen Badebereich zu nutzen. Es wurde durch die damalige Oberin die Entscheidung zugunsten des Bades im Interesse einer gesunden Lebensweise getroffen. Zu DDR-Zeit war es das einzige Hallenbad im Oberharz und wurde auch von Schulklassen für Schwimmunterricht und den Einwohnern genutzt, auch heute noch. Das Gebäude und die Einrichtungen wurden in 1993 / 1994 saniert und sind in einem hervorragenden Zustand. Demnächst soll sogar ein Saunabereich neu entstehen.

Bis zum Jahre 1939 wuchs die Zahl der Schwesternschaft auf 1132 an. Sie arbeiteten auf 250 Stationen in Deutschland und Übersee. Während des Zweiten Weltkrieges diente das Mutterhaus als Lazarett. Das Mutterhaus blieb vor großen Schäden verschont. Im April 1945 besetzten amerikanische Truppen Elbingerode. Nachdem feststand, dass Teile des Harzes an die russische Besatzungsmacht fielen, zogen viele Lazarettinsassen und Schwestern gegen Westen. Mit jeweils rd. 600 Schwestern gab es nun ein Neuvandsburg Ost in Elbingerode und ein Neuvandsburg West in Velbert. Heute leben im Mutterhaus in Elbingerode noch rd. 150 Schwestern.

Nach dem Krieg wurde aus dem Lazarett des Mutterhauses ein Krankenhaus mit verschiedenen Abteilungen. Ab 1976 entstand eine eigene Psychiatrische Abteilung für Suchtkranke. Die Suchtabteilung ist deutschlandweit bekannt und beherbergte vor und nach der Wende viele prominente Patienten aus Ost und West, darunter auch bekannte Schauspieler. Aus dieser psychiatrischen Abteilung entwickelte sich das heutige Diakonie Krankenhaus Elbingerode.

Auch eine Berufsfachschule Altenpflege und Sozialassistenz sowie eine Schule für Krankenpflegehilfe werden erfolgreich vom Mutterhaus betrieben, ebenso eine Senioreneinrichtung sowohl für die Schwesternschaft als auch für die Einwohner der Region.

Für ihre Verdienste wurde Schwester Anita Rost in der Woche vor unserem Besuch mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Sie betreut zusammen mit dem ehemaligen Chefarzt Dr. Richter, der sich wie sie auch im Ruhestand befindet, erfolgreich seit Jahrzehnten suchtkranke Straßenkinder in Kenia.

Nach einer sehr beeindruckenden Führung fuhren wir weiter über Drei Annen Hohne, Elend, Braunlage nach Andreasberg.

Braunlage, bis 1972 Kreisstadt und heute zum Landkreis Goslar gehörend, ist ein staatlich anerkannter Luftkurort und Wintersportplatz mit großer Sprungschanze am Wurmberg und eigenem Eisstadion. Die Stadt liegt mitten im Nationalpark Harz und hat ca. 5.700 Einwohner. Vor der Wende war Braunlage touristischer Hotspot mit mehr als 1,5 Mio Übernachtungen jährlich, denn östlich hinter der Stadt war „die Welt zu Ende“. Die Übernachtungszahlen heute haben sich fast halbiert. Der Rückgang der Übernachtungszahlen und Gäste ist der Stadt deutlich an einigen leerstehenden Geschäften und Beherbergungsbetrieben anzusehen.

Weiter ging es nach St. Andreasberg, rd. 1.800 Einwohner, eine ehemals freie Bergstadt im Oberharz, seit November 2011 in die Stadt Braunlage eingemeindet. Die Stadt ist Luftkurort unmittelbar am Nationalpark und liegt auf 600 bis 900 m über NN. Durch das Zentrum der Stadt verläuft die steilste Straße im Harz.

International bekannt wurde St. Andreasberg als Fundort seltener und schöner Mineralien. Heute sind aus dem Revier rd. 150 Mineralarten bekannt, darunter ganz außergewöhnliche Silberminerale. St. Andreasberg ist auch Schauplatz der Krimiserie Harter Brocken in der ARD mit dem Schauspieler Aljoscha Stadelmann in der Hauptrolle. Die Serie wird seit 2015 im Ersten ausgestrahlt.

Für den Nachmittag war eine Schifffahrt auf der Okertalsperre vorgesehen. Auf der Straße zum Schiffsanleger erlitt der erst zweieinhalb Jahre alte Bus einen Motorschaden, sodass dieser Punkt der Reise nicht stattfinden konnte. Wir hatten Glück im Unglück, denn die Havarie fand unmittelbar vor der bekannten Gaststätte „Der Windbeutelkönig“ statt und anstelle der Bootsfahrt spendierte die Fa. Happ allen Mitreisenden eine Runde Windbeutel und Getränke. Wir genossen von der Terrasse aus einen herrlichen Blick auf den Stausee.

Nach 2 Stunden kam ein Ersatzbus und wir setzten unsere Tour über Altenau zum Torfhaus fort. In der Bavaria Alm, einem rustikalen Gasthof in bayerischem Ambiente, gab es bayrische Spezialitäten. Die großen Portionen waren für viele eine große Herausforderung nach dem Riesenwindbeutel.

Nach dem Abendessen ging es zurück in unser Hotel in Blankenburg mit einem kurzen Stopp und Rundgang durch den sehr gepflegten Kurpark von Bad Harzburg – ein Verdauungsspaziergang.

Der 4. Tag, dem Tag der Rückreise stand ein neuer Bus der Fa. Happ bereit. Wir hatten noch ein volles Programm. Am Vormittag erkundeten wir die „bunte Stadt im Harz“. Wernigerode mit rd. 39.000 Einwohnern gehört zu den bekanntesten Städten im Harz mit sehr großem Tourismusaufkommen. Sie war bereits vor der Wende zu DDR-Zeiten ein Besuchermagnet.

Das neugotische Schloss thront markant über der Stadt und ist schon aus weiter Ferne gut zu erkennen. Von dort aus hat man einen herrlichen Blick über die Stadt. Bis zum Jahre 1929 war das Schloss Wohnsitz der Grafen zu Stolberg-Wernigerode. Heute ist es ein Museum für Kunst- und Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts.

Ursprünglich war das Schloss einmal eine mittelalterliche Burg, die den Weg der deutschen Kaiser des Mittelalters auf ihren Jagdausflügen in den Harz sichern sollte. Eine erste Burganlage entstand bereits Anfang des 12. Jahrhunderts. Zum Ende des 15. Jahrhunderts wurde sie im Stil der Spätgotik stark erweitert und im Laufe des 16. Jahrhunderts zu einer Renaissancefestung umgebaut. Im 30jährigen Krieg schwer verwüstet, begann Graf Ernst zu Stolberg-Wernigerode im späten 17. Jahrhundert mit dem barocken Umbau der Burgreste zu einem Residenzschloss in Form einer Rundburg. 1862 bis 1885 wurde nach dem kometenhaften Aufstieg des Grafen Otto zu Stolberg-Wernigerode noch einmal ein großer historischer Umbau vorgenommen, und das Schloss wurde zu einem Leitbau des norddeutschen Historismus.

Mit der Schlossbergbahn fuhren wir vorbei an vielen Fachwerkhäusern zum Schloss, erhielten dazu reichliche Informationen und genossen dann den herrlichen Blick über die Stadt.

Die Altstadt ist geprägt durch ihre vielen Fachwerkhäuser. Das aus dem Mittelalter stammende Rathaus am Marktplatz, erstmals 1277 als Spiel- und Gerichtshaus erwähnt, wurde mehrfach aufgestockt und umgebaut und im Jahre 1497 vollendet. Nach einem Brand in 1521 und einem weiteren Umbau in den Jahren 1539 bis 1544 erhielt es sein heutiges Aussehen. Besonders bemerkenswert sind die geschnitzten Figuren, welche die Geschoss- und Dachüberstände verzieren. Das Rathaus von Wernigerode gehört zu den schönsten Rathäusern Europas.

Das Rathaus von Wernigerode gehört zu den schönsten Rathäusern Europas

Weitere interessante Bauwerke sind das sog. Schiefe Haus, eine ehemalige Teichmühle, welches sich nach teilweise jahrhundertelange Unterspülung durch den Mühlgraben auf einer Seite abgesenkt hat. Darin befindet sich ein Museum. Auch das kleinste Haus, im Zentrum der Stadt gelegen, ist ein Museum und Besuchermagnet.

Nahe des Zentrums liegt das Krummelsche Haus, ein barockes Fachwerkhaus aus dem Jahre 1674 des aus Berlin stammenden vermögenden Kornhändlers Heinrich Krummel, dessen hölzernes Fachwerkgerüst reich beschnitzt ist. Die geschlossenen Fensterbrüstungen sind mit Relieftafeln versehen, sodass die Fassade mit seiner monochromen Farbfassung absichtsvoll wie ein höherwertiger Steinbau wirkt.

Nach einem kurzen Rundgang durch die Stadt wartete am Bahnhof bereits unser Dampfzug der HSB nach Benneckenstein. Man wurde in alte Zeiten der Dampfeisenbahn zurückversetzt. Harte Sitzbänke, eine Dampflok mit viel Qualm, für Eisenbahnfans ein tolles Erlebnis – nicht bequem, nicht schnell, dafür Eisenbahnnostalgie pur. Die Gleise mitten durch die Stadt Wernigerode, nahe an Häusern und Gärten, und viel Dampf aus der Lok.

Mit der Bahn ging es von Wernigerode in den Oberharz. Nächster Halt war Drei Annen Hohne. An diesem Bahnhof trennen sich die Fahrtrouten. Eine Strecke führt hinauf auf den Brocken, die andere Strecke, auf der wir unterwegs sind, Richtung Nordhausen.

Wir fuhren weiter durch große Waldgebiete. Zu erkennen waren die enormen Schäden des Waldes. Borkenkäfer und verschiedene Stürme wie Kyrill haben ihre Spuren hinterlassen. Hier gibt es wenig Mischwald, denn für den Bergbau aus früherer Zeit wurden fast nur schnellwachsende Bäume gepflanzt (Nadelbäume), sodass diese Wälder weniger widerstandsfähig sind.

Nach fast zweistündiger erlebnisreicher Fahrt mit der Harzer Schmalspurbahn sind wir dann in Benneckenstein angekommen. Unser Bus wartete bereits, und wir traten die Heimfahrt über den Kyffhäuser an. Beim Kyffhäuser-Denkmal legten wir noch einen kurzen Zwischenstopp ein.

Das Kyffhäuserdenkmal, auch Barbarossadenkmal genannt, wurde in den Jahren 1892 bis 1896 zu Ehren von Kaiser Wilhelm I errichtet. Er ist an der Ostseite als Sagenkaiser in Stein gemeißelt. Das Reiterstandbild mit einer Höhe von 9,70 m und die beiden allegorischen Nebenfiguren bestehen aus 3 mm starken Kupferplatten. Das Denkmal ist mit 81 m Höhe das drittgrößte Denkmal Deutschlands. Wer wollte, konnte die 250 Stufen auf den Denkmalturm steigen, um den tollen Blick über die Landschaft vom Harz bis zum Thüringer Wald genießen. Es bestand auch noch ausreichend Zeit für einen Imbiss.

Wir hatten vier schöne und interessante Tage bei herrlichem Wetter. Unser Dank gilt dem Busfahrer der Fa. Happ, Markus Heurich, der uns sicher chauffiert hat, für ausreichend Verpflegung unterwegs sorgte und auch nicht aus der Ruhe zu bringen war, als der Bus den Motorschaden hatte.